Gemeinsam flossen in beide Werke rund 500 Millionen Euro – ein deutliches Bekenntnis zum österreichischen Pharma-Sektor.

Tirol wird Biotech-Schwerpunkt

Bei der feierlichen Eröffnung bezeichnete Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) die Milliardeninvestition als „starkes Signal für den Life-Science-Standort Österreich“. Der Sektor sei eines der „klaren Stärkefelder“ des Landes und solle auch in der künftigen Wirtschaftspolitik stärker in den Mittelpunkt rücken.

Man arbeite daher in der Bundesregierung bis Jahresende an einer neuen „Industriestrategie für Österreich“, in der Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik eine zentrale Rolle spielen sollen. Ziel sei es, die Innovationskraft des Landes zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig auszubauen – gerade in Zeiten tiefgreifender Transformation.

Präzisionsmedizin im industriellen Maßstab

Die in Kundl hergestellten monoklonalen Antikörper zählen zu den modernsten biopharmazeutischen Wirkstoffen. Sie werden gentechnisch produziert und kommen sowohl in der Diagnostik als auch in der Behandlung schwerer Erkrankungen zum Einsatz – etwa in der Krebstherapie oder zur Unterdrückung von Immunreaktionen. Die Technologie gilt als Schlüsselbereich der modernen Medizin und wird weltweit zunehmend nachgefragt.

„Rahmenbedingungen haben sich nicht zum Guten entwickelt“

Trotz der Euphorie über den Neubau mahnten Vertreter der Industrie aber auch vor den anhaltenden Problemen am Standort Österreich. Roland Gander, Geschäftsführer des Novartis Campus Kundl/Schaftenau und Global Head Large Molecules, machte im Gespräch mit dem ORF deutlich: „In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen in Österreich nicht zum Guten entwickelt.“ Die Industrie kämpfe mit hohen Energiepreisen, Inflation und einem überbordenden Bürokratieapparat. Diese Hindernisse müssten rasch abgebaut werden, forderte Gander.

Dem schloss sich auch Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) an. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, brauche es „Entbürokratisierung sowie schnellere Genehmigungsverfahren“.

US-Zölle als Risiko für Novartis

Während in Tirol die Neueröffnung gefeiert wird, blickt der Konzern zugleich mit Sorge auf die Entwicklungen in den USA. Präsident Donald Trump hat ab 1. Oktober 2025 neue Importzölle von bis zu 100 Prozent auf Marken-Arzneimittel angekündigt. Auch Novartis ist davon betroffen – sieht sich aber gut vorbereitet.

Das Unternehmen hat seine Arzneimittelvorräte in den USA deutlich aufgestockt, um die Versorgung bis Mitte 2026 sicherzustellen.