
Österreich erhöht die Steuern für Glücksspiel – und erzürnt die Branche!
In Österreich brodelt es. Nicht etwa wegen einer Regierungskrise oder eines neuerlichen Seilbahn-Skandals, sondern aufgrund der Steuerpolitik. Genauer gesagt geht es um die jüngsten Erhöhungen im Bereich Glücksspiel und Sportwetten.
Was für den Finanzminister einen Meilenstein zur Budgetkonsolidierung darstellt, ist für die Branche ein waschechter Aufreger. Casino-Betreiber schlagen Alarm, Lobbyisten sprechen von Standortschwächung und Online-Plattformen wittern eine schleichende Wettbewerbsverzerrung. Doch worum geht es eigentlich im Detail?
Was genau wurde eigentlich geändert?
Österreich hat seine Glücksspiel- und Wettbesteuerung reformiert. Seit April 2025 gelten neue Regeln, die sich nicht nur auf klassische Casinos und Automatenbetreiber auswirken, sondern auch auf Anbieter von Online-Casinos und Sportwettenplattformen, die auf der Website von Casino Groups aufgelistet werden. Die Glücksspielabgabe steigt auf 10 Prozent.
Obwohl Sportwetten in Österreich bislang nicht als Glücksspiel gelten, wurde auch hier kräftig an der Schraube gedreht: Die Abgabe wurde von 2 auf 5 Prozent des Wetteinsatzes angehoben.
Bemerkenswert daran ist nicht nur die deutliche Steigerung der Steuersätze selbst, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sie umgesetzt wurde. Während Branchenvertreter noch über mögliche Entlastungen in der Coronazeit diskutierten, vollzog die Regierung einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung.
Sportwetten bleiben rechtlich Sonderfall – steuerlich aber voll betroffen
Ein kurioses Detail der Reform: Sportwetten gelten in Österreich weiterhin nicht als Glücksspiel im juristischen Sinn. Sie unterliegen nicht denselben gesetzlichen Auflagen wie Casino-Spiele oder Online-Poker. Dennoch hat man sich dazu entschieden, sie steuerlich in das neue Paket zu integrieren.
Der Finanzminister argumentiert mit Gerechtigkeit und fiskalischer Logik: Schließlich handle es sich auch bei Sportwetten um eine Form des risikobasierten Spielens, also müsse auch hier ein entsprechender Beitrag geleistet werden.
Kritiker dieser Entscheidung verweisen allerdings auf die dünne juristische Basis. Wenn Sportwetten kein Glücksspiel seien, weshalb dann die steuerliche Gleichbehandlung? Für viele in der Branche ist das nicht nur ein Widerspruch, sondern ein politisches Signal, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Gerade kleinere Wettanbieter, die ohnehin mit geringen Margen arbeiten, sehen sich durch die neuen Abgaben unter Druck gesetzt. Für sie könnte die Reform zur existenziellen Frage werden.
Die Reaktionen der Branche: Von Unverständnis bis zu Rückzugsplänen
Kaum war die neue Steuerregelung beschlossen, begannen sich Proteste zu häufen. Man sprach von einer „massiven Belastung“, die private Betreiber „aus dem Markt drängen“ könnte. Auch Onlineanbieter meldeten sich zu Wort – besonders jene, die in anderen EU-Ländern lizenziert sind und bislang auf dem österreichischen Markt agierten. Sie kritisieren nicht nur die Höhe der Steuer, sondern auch die weiterhin geltenden Monopolstrukturen, durch die ihnen der Zugang zum Markt erschwert wird.
Einige Anbieter drohen sogar offen mit dem Rückzug aus Österreich. Andere kündigten an, ihre Angebote künftig aus dem Ausland zu steuern, um sich dem heimischen Regime zu entziehen. Monica Racek, Vorstandsvorsitzende eines Online-Wettanbieters, warf der Regierung öffentlich vor, durch diese Reform einseitig staatliche Betriebe zu bevorzugen und private Anbieter systematisch zu benachteiligen. Ihrer Meinung nach wird so ein Markt geschaffen, der nicht nur wenig Wettbewerb, sondern auch weniger Attraktivität für Innovationen bietet.
Auch das Casino Velden gerät ins Wanken
Besonders symbolträchtig ist der aktuelle Streit um das Casino Velden. Das traditionsreiche Haus am Wörthersee steht unter Beobachtung seiner Eigentümer – Gerüchten zufolge wird sogar über eine Schließung nachgedacht. Die neuen Steuerlasten, gepaart mit dem steigenden Konkurrenzdruck durch Online-Angebote, könnten dem Standort wirtschaftlich den Boden entziehen.
Dass ausgerechnet Velden – ein Ort, der jahrzehntelang als Sinnbild für elegantes Spielvergnügen galt – nun zur Problemzone wird, verdeutlicht die Tragweite der Reform. Es geht längst nicht mehr nur um Zahlen auf Papier, sondern um die Zukunft ganzer Geschäftsmodelle.
Die Frage, wie sich Österreich als Glücksspielstandort künftig aufstellen will, rückt dadurch in den Fokus. Will man weiterhin staatlich gelenkten Spielbetrieb mit hoher Abgabenquote – oder doch eine Öffnung für private Anbieter mit fairen Wettbewerbsbedingungen?
Internationale Anbieter und der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung
Ein oft genannter Kritikpunkt der Branche: Während heimische Anbieter mit der neuen Steuerlast kämpfen, agieren internationale Online-Plattformen häufig aus Ländern mit günstigerem Steuerrecht. Malta oder Gibraltar gelten hier als klassische Rückzugsorte. Diese Anbieter sind zwar rechtlich nicht autorisiert, in Österreich zu operieren, doch faktisch gelingt es vielen, ihre Dienste über das Internet zugänglich zu machen und damit ein Millionenpublikum zu erreichen.
Durch die Erhöhung der heimischen Steuern verschärft sich dieses Ungleichgewicht weiter. Wer in Österreich lizenziert ist, zahlt mehr und steht unter strenger Kontrolle. Wer aus dem Ausland agiert, profitiert von günstigerer Besteuerung und geringeren Auflagen und wird gleichzeitig von der nationalen Gesetzgebung kaum erfasst. Eine Lösung für dieses strukturelle Problem scheint vorerst nicht in Sicht.
Was will die Regierung wirklich?
Die Regierung betont, mit der Reform gleich mehrere Ziele zu verfolgen: eine Konsolidierung des Budgets, eine Eindämmung exzessiven Spielverhaltens sowie eine Modernisierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Doch Kritiker vermuten einen anderen Plan – nämlich die Stärkung staatlicher Anbieter wie die Casinos Austria, die nach wie vor eine dominierende Rolle am Markt spielen.
Tatsächlich wird an der Monopolstruktur kaum gerüttelt. Private Anbieter dürfen nur in engen Grenzen operieren, Lizenzen werden restriktiv vergeben und die Spielregeln scheinen sich je nach Anbieter zu unterscheiden. In Kombination mit den neuen Steuern entsteht so ein System, das viele als intransparent und unberechenbar empfinden. Ob sich das langfristig bewährt oder nicht doch zu einem weiteren Rückgang der legalen Anbieter führt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen.
Ein Steuerplus für den Staat und ein Minus für die Branche?
Was bleibt, ist ein klares fiskalisches Ziel: Die neuen Regeln sollen dem Staat jährlich rund 120 Millionen Euro zusätzlich einbringen. Geld, das dringend gebraucht wird, um Budgetlöcher zu stopfen und politische Projekte zu finanzieren. Doch zu welchem Preis?
Die Glücksspielbranche steht unter Druck. Anbieter müssen umdenken, Standorte prüfen und Geschäftsmodelle anpassen. Einige werden sich zurückziehen, andere versuchen auszuweichen. Was auf den ersten Blick wie eine sinnvolle Steueranpassung aussieht, hat das Potenzial, einen ganzen Wirtschaftszweig nachhaltig zu verändern.
Nicht alles an der Reform ist schlecht – sie schafft Klarheit, sie bringt Geld in die Staatskassen und sie verfolgt hehre Ziele. Doch wie sich das System entwickelt, hängt nun maßgeblich davon ab, ob die Politik bereit ist, auf Kritik einzugehen oder ob sie unbeirrt an ihrer Linie festhält, koste es, was es wolle.
Welche Casinos im eigenen Land konkret erlaubt sind, hängt von den jeweiligen nationalen Vorschriften ab. Auch hier ist es sinnvoll, sich vorab zu erkundigen.
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