„Wir profitieren von den Schwierigkeiten der Autoindustrie”, erklärt Hensoldt-Chef Oliver Dörre gegenüber Reuters. Der Rüstungselektronikkonzern mit Sitz in Taufkirchen bei München liefert unter anderem Radarsysteme für die ukrainische Luftabwehr – etwa für das IRIS-T SLM-System. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, setzt das Unternehmen nun gezielt auf Komponentenlieferanten aus dem Automobilsektor.

Auch der Augsburger Getriebehersteller Renk schlägt in dieselbe Kerbe. Vorstand Alexander Sagel sagte gegenüber CNBC, er habe eine ganze Reihe von Bewerbern aus der Automobilindustrie gesehen – und sein Unternehmen profitiere „natürlich” davon. Renk produziert Getriebesysteme für Panzer und andere Militärfahrzeuge und sucht gezielt nach Ingenieuren mit Automobil-Erfahrung. „Wir suchen nach Ingenieuren, die diese Ausbildung haben, die sich an unsere Industrie anpassen und die Methoden einbringen können, die wir in der Automobilindustrie haben”, so Renk-Vorstandsmitglied Emmerich Schiller gegenüber dem US-Sender.

Stillgelegte Werke als Munition für die Kriegswirtschaft

Die Rüstungsunternehmen gehen mittlerweile sogar noch einen Schritt weiter – sie übernehmen ganze Standorte und Belegschaften. Der deutsch-französische Konzern KNDS etwa, hat kürzlich das zur Schließung vorgesehene Werk von Alstom im sächsischen Görlitz übernommen. Dort sollen rund 350 der 700 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Auch Rheinmetall agiert aktiv: Mitarbeiter des verlustreichen Bremsenwerks von Continental in Gifhorn wurden eingeladen, in eine neue Munitionsfabrik zu wechseln. Und bei Hensoldt laufen Gespräche über die Übernahme von Beschäftigten aus Standorten von Continental und Bosch, die ebenfalls von Schließung bedroht sind.