
Personalnot als Achillesferse der Aufrüstung: Rüstungsindustrie stoßt an Grenzen
Die milliardenschweren Rüstungspläne Europa stoßen an ihre Grenzen: fehlendes Personal ist das Hauptproblem. Eva Brückner, Headhunterin bei Heinrich und Coll, jagt Führungskräfte für Panzerbauer und Waffenhersteller – doch der Markt ist leergefegt.
Während Aufträge boomen, wird der Fachkräftemangel zum ernsthaften Risiko für die Aufrüstung. In einem Gespräch mit dem Handelsblatt erläutert die Expertin die aktuelle Situation.
Brückner schlägt Alarm: „Es herrscht jetzt schon ein erheblicher Mangel.“ Die Branche müsse Hunderttausende Stellen besetzen – von der Produktion über Forschung bis hin zum Vertrieb. Bereits heute sei absehbar, dass viele Positionen unbesetzt bleiben, zumal das Problem mit dem Ausscheiden der Generation der Babyboomer weiter eskaliert.
Autokonzerne als Rettungsanker? Nur bedingt
Zwar versuchen Unternehmen, Fachkräfte aus der kriselnden Auto- oder Bahnindustrie zu gewinnen. Doch Brückner warnt vor zu großen Erwartungen: „Wir machen ja nicht die komplette Auto- oder Bahnindustrie dicht.“ Zudem verhindern staatliche Vorgaben, dass Bewerber aus Ländern wie Russland oder China überhaupt in der Rüstungsindustrie arbeiten dürfen – der ohnehin knappe Kandidatenpool schrumpft weiter.
Schon jetzt kämpfen viele Unternehmen damit, die bestehenden Aufträge aus dem Sondervermögen der Bundesregierung abzuarbeiten. „Ich bin skeptisch, dass man mit dem vorhandenen Personal die Steigerung der Entwicklungs- und Produktionsleistung stemmen kann, die man bräuchte“, so Brückner. Angesichts der geplanten Ausgaben von EU und Deutschland stehe ein Volumen im Raum, „das man sich kaum vorstellen kann“.
Hoffnungsträger USA: Trumps Politik als Chance
Interessanterweise sieht Brückner Potenzial jenseits des Atlantiks. Trumps Sparpläne könnten Talente aus den USA nach Europa locken. „Wenn wir es klug anstellen, können wir Europa zu einem führenden Standort für Hightech-Entwicklung machen.“ Entscheidend sei es, den klugen Köpfen Perspektiven für Innovation zu bieten.
Die Unternehmen hätten mittlerweile erkannt, dass sie flexibler agieren müssen – etwa durch die Integration von Quereinsteigern. Zwar verzeichnet Brückner deutlich mehr Bewerbungen, doch viele erfüllten nicht die Anforderungen. Führungskräfte mit Erfahrung in Serienproduktion seien besonders gefragt, vorzugsweise aus Branchen wie Maschinenbau oder Medizintechnik.
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