Die Entsorgung hochradioaktiven Atommülls gilt als eine der größten ungelösten Herausforderungen der Energiewende. Doch das Schweizer Unternehmen Transmutex hat eine Lösung parat: Mithilfe der sogenannten Transmutation soll radioaktiver Abfall nicht nur drastisch entschärft, sondern auch in wertvolle Rohstoffe umgewandelt werden. Eine von der Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) beauftragte Studie bestätigt die Machbarkeit der Technologie.

Transmutation: Vom Problemstoff zur Ressource

Die von Transmutex entwickelte Methode verspricht, die Strahlungsdauer von hochradioaktivem Atommüll von einer Million Jahre auf weniger als 1000 Jahre zu reduzieren – und das Abfallvolumen um 90 % zu verringern. Dabei werden abgebrannte Brennstäbe mit schnellen Neutronen bestrahlt, wodurch die hochradioaktiven Elemente in weniger problematische Stoffe umgewandelt werden.

„Das senkt den Druck, ein geologisch sicheres Endlager für Millionen Jahre finden zu müssen“, erklärt Guido Houben, Deutschlandchef von Transmutex. Da viele Länder bis heute keine langfristige Lösung für die Endlagerung gefunden hat, könnte die Technologie besonders interessant sein.

Milliarden-Ersparnis und wertvolle Nebenprodukte

Laut der Sprind-Studie ist die Transmutation nicht nur technisch realisierbar, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. Sprind-Chef Rafael Laguna spricht von einer „Riesenchance“, um die Endlagersuche endgültig zu beenden. „Eine funktionierende Transmutationsanlage wird nicht nur viele Milliarden sparen, sondern auch dringend benötigte Radioisotope für die Medizin sichern.“

Tatsächlich entstehen bei der Umwandlung wertvolle Stoffe wie Uran, Rhodium, Ruthenium sowie Edelgase wie Xenon und Krypton. Diese finden in der Industrie, der Medizin und der Forschung Verwendung. Zudem erzeugt der Prozess große Mengen an Wärme, die in Fernwärmenetze eingespeist werden könnte – ein zusätzlicher ökologischer und wirtschaftlicher Vorteil.

Deutschland als Vorreiter?

Trotz der klaren Vorteile bleibt die politische Unterstützung unsicher. Während Länder wie Frankreich bereits in innovative Atomtechnologien investieren, steht Deutschland der Kernkraft weiterhin skeptisch gegenüber. Thomas Jarzombek (CDU) hält die Transmutation dennoch für eine vielversprechende Alternative: „Wir brauchen eine Lösung für den Atommüll noch in unserer Lebenszeit. Diese Technologie könnte ein pragmatischer Ansatz sein.“

Transmutex sieht Deutschland als potenziellen Standort für eine Pilotanlage – nicht zuletzt, weil das Land große Mengen radioaktiver Abfälle in Zwischenlagern hält. Die Marktreife der Technologie wird für 2035 angestrebt.