
Rüstungs-Aufwind: U-Bootbauer bis in die 2040er-Jahre voll ausgelastet
Die weltweiten Krisenherde und die zunehmende Kriegsrhetorik in Politik und Wirtschaft führen in bestimmten Industriezweigen zu einem deutlichen Aufschwung.
Neben Giganten der Rüstungsbranche wie Rheinmetall, profitiert auch ein prominenter U-Boot-Hersteller: Die Kieler Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) erlebt derzeit einen beispiellosen Boom.
„Wir haben im ersten Halbjahr große Erfolge erzielt und verzeichnen einen Auftragsbestand auf Rekordniveau von über 16 Milliarden Euro“, erklärte TKMS-Chef Oliver Burkhard gegenüber dem Handelsblatt. Damit sei das Unternehmen bis weit in die 2040er-Jahre hinein ausgelastet – ein historischer Höchststand für den traditionsreichen U-Boot-Bauer.
Im laufenden Geschäftshalbjahr 2024/25 erhielt TKMS Neuaufträge im Umfang von 5,6 Milliarden Euro. Ein gewaltiger Sprung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit lediglich 669 Millionen Euro. Bereits Ende 2023 lag der Auftragsbestand bei 11,7 Milliarden Euro. Anfang Mai sorgte dann ein weiterer Großauftrag für Aufsehen: Singapur bestellte zwei zusätzliche U-Boote, was das gesamte Auftragsvolumen auf rund 18 Milliarden Euro anwachsen ließ.
Deutschland und Norwegen setzen auf die Klasse 212CD
Ein weiterer Milliardenauftrag stammt vom Haushaltsausschuss des Bundestages: Vier neue U-Boote der Klasse 212CD für die Deutsche Marine mit einem Gesamtvolumen von 4,7 Milliarden Euro. Auch Norwegen hat laut TKMS Interesse signalisiert, die eigene U-Boot-Flotte weiter auszubauen.
Neben militärischen Projekten arbeitet TKMS auch am neuen Forschungseisbrecher „Polarstern“, der künftig im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts aus Bremerhaven in See stechen soll. Außerdem befindet sich die Werft in Bewerbungsprozessen für einen weiteren möglichen Großauftrag aus Kanada.
Umsatzschub und steigender Gewinn
Mit dem Auftragsboom stiegen auch die wirtschaftlichen Kennzahlen: Der Umsatz im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres kletterte auf über 1,1 Milliarden Euro – gegenüber 965 Millionen Euro im Vorjahr. Der bereinigte operative Gewinn (EBIT) legte ebenfalls deutlich zu: von 42 auf 62 Millionen Euro im Zeitraum Oktober bis März. Konkrete Angaben zum Nettoergebnis machte das Unternehmen bislang nicht.
TKMS zählt zu den führenden Akteuren der internationalen Marineindustrie. Mit rund 8.000 Mitarbeitern betreibt das Unternehmen Werften in Kiel, Wismar und im brasilianischen Itajaí – sowie weitere Standorte in aller Welt. Die Auftragslage ist ein deutliches Signal: Europas sicherheitspolitischer Kurs und internationale Nachfrage machen die Werft zum Rückgrat der globalen U-Boot-Produktion.
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