
Studie schlägt Alarm: Deutschlands Stromnetz steuert auf kritischen Engpass zu
Deutschlands Energieversorgung könnte schon in wenigen Jahren ins Wanken geraten – davor warnt die neue Studie der Unternehmensberatung PwC, die dem Handelsblatt vorliegt.

Sollten der Kohleausstieg und der Ausbau erneuerbarer Stromquellen nicht besser aufeinander abgestimmt werden, droht ab Mitte der 2030er-Jahre eine bedrohliche Versorgungslücke.
Während immer mehr Kohlemeiler stillgelegt werden, steigt der Stromhunger in der Bundesrepublik rasant an: E-Autos, Wärmepumpen, KI und neue Industrieprozesse treiben den Bedarf in die Höhe. Laut PwC verläuft der Ausbau steuerbarer Kraftwerke viel zu langsam. Es braucht ein Umdenken. „Die Entscheidungen der kommenden fünf Jahre seien entscheidend für die Zukunft des Industriestandorts Deutschland in den nächsten 20 Jahren“, warnt PwC-Energieexperte Andree Simon Gerken gegenüber dem Handelsblatt.
Gefährlicher Kipppunkt bei Wind und Sonne
Die Experten sehen ein zentrales Problem: Windräder und Solaranlagen können zwar reichlich Strom liefern – aber häufig dann, wenn dieser am wenigsten gebraucht wird. In Phasen in denen viel Wind weht und Sonne scheint, rutschen die Strompreise ab, was Investitionen in neue Anlagen unattraktiv macht. In wind- und sonnenarmen Zeiten hingegen fehlt verlässlich planbare Kraftwerkskapazität. Oft fällt der Anteil den die erneuerbaren Energiequellen haben in diesen Phasen nahe Null und es entstehen massive Stromengpässe und hohe Börsenpreise. Bereits ab 2035 könnte Deutschland deshalb in mehr als der Hälfte aller Stunden zu wenig Strom im Netz haben.
Im Extremfall fehlen dem Land laut PwC im Jahr 2040 bis zu 25 Gigawatt Leistung in über 5000 Stunden – das entspricht der Strommenge von 50 Großkraftwerken. „Viele Großinvestoren fahren gerade ihr Engagement in erneuerbaren Energien deutlich zurück“, sagt Gerken.
Batteriespeicher können nur bedingt helfen
Zwar entstehen derzeit vielerorts Stromspeicher, um überschüssigen Strom aus wind- und sonnenreichen Phasen für Zeiten mit schlechterer Wetterlage zu speichern, doch laut einer weiteren Analyse von THEMA Consulting reichen diese Batteriesysteme nicht aus, um Erzeugungsspitzen und Verbrauch langfristig zuverlässig auszugleichen. Immer wieder werde es Stunden geben, in denen Strom im Überfluss vorhanden, aber kaum verwertbar sei – während in anderen Zeiten eine gravierende Stromlücke entstehen wird.
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