Swarovski-Stillstand: Betriebsrat warnt vor neuem Stellenabbau
Der einstige Stolz Tirols steckt tief in der Krise. Beim Kristallhersteller Swarovski herrscht am traditionsreichen Stammsitz in Wattens Stillstand – Maschinen stehen still, Glasöfen bleiben kalt. Nach Jahren des wirtschaftlichen Niedergangs und einer strategischen Neuausrichtung rechnet der Betriebsrat für das kommende Jahr erneut mit Stellenkürzungen.
Bereits 2025 wurde die Belegschaft durch natürliche Abgänge um 150 Personen reduziert. Damit beschäftigt Swarovski in Wattens nur noch rund 2.200 Mitarbeiter – so wenige wie seit Jahrzehnten nicht mehr. „Wir haben zurzeit so wenig Arbeit wie noch nie in der 130-jährigen Geschichte von Swarovski, muss man ganz ehrlich sagen“, beschreibt Betriebsratsvorsitzender Patrick Hamberger gegenüber dem ORF Tirol die aktuelle Lage. Der langjährige Mitarbeiter zeichnet ein düsteres Bild: Produktionslinien stünden still, Glasöfen blieben ungenutzt. „Seit Wochen gebe es so gut wie keine Arbeit, das Personal sei überhaupt nicht ausgelastet.“ Besonders betroffen ist das einst so lukrative Zuliefergeschäft, also das B2B-Segment, das Swarovski über Jahrzehnte getragen hat. „Wir haben keinen Absatz, und das heißt natürlich auch kein Volumen.“
Kritik an der Konzernstrategie
Für Hamberger ist die Misere kein Zufall, sondern hausgemacht. Swarovski habe sich über Jahre hinweg von seinem Kernbereich entfernt. „Aus Sicht von uns Betriebsräten ist diese Strategie nicht förderlich für Wattens. Also wir brauchen dieses Zuliefergeschäft.“ Hinter den Kulissen wächst die Sorge, dass das Traditionsunternehmen mit seiner aktuellen Ausrichtung auf Luxus und Lifestyle die Basis für nachhaltiges Wachstum verspielt hat – und damit auch den Standort Wattens gefährdet.
Trotz Krise: Unternehmen verspricht Bekenntnis zu Wattens
In einer schriftlichen Stellungnahme betont Swarovski, man wolle weiterhin am Standort festhalten. Als Beleg verweist das Management auf eine Millioneninvestition in eine vollelektrische Glasschmelzanlage, die 2025 in Betrieb genommen wurde. Diese solle die Produktion modernisieren und nachhaltiger gestalten. Die Unternehmensführung sieht die aktuelle Flaute als Spiegel der allgemeinen Wirtschaftslage: „Die Geschäftsdynamik im Rahmen der LUXignite-Strategie sei weiterhin stark, das Wachstum liege deutlich über dem Markt, und man konzentriere sich voll und ganz auf die Erreichung der ehrgeizigen Ziele für 2030.“ Zudem verfolge man „eine verantwortungsvolle, humane und zukunftsorientierte Personalstrategie, die auf die Geschäftsentwicklung und die langfristige Nachhaltigkeit des Standorts Wattens abgestimmt sei.“
Ein Konzern im Dauerkrisenmodus
Doch die Realität in Wattens erzählt eine andere Geschichte. Swarovski steckt seit Jahren in einer tiefgreifenden Krise. Jahrelang schrieb das Unternehmen Verluste, erst 2024 gelang wieder ein kleiner Gewinn. Doch dieser scheint eher kosmetischer Natur – strukturelle Probleme bleiben bestehen. Besonders dramatisch ist der Umsatzrückgang in China, wo das Unternehmen rund 20 Prozent seines Gesamtumsatzes erzielt. Auch in Europa schwächelt die Nachfrage, während die Konkurrenz aus Asien mit günstigeren Produktionskosten Marktanteile gewinnt.
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