Bis zum Jahr 2030 werden Deutschlands DAX-Konzerne einem Bericht zufolge hunderte Millionen Euro für CO2-Zertifikate ausgeben – um ihre Klimabilanzen kosmetisch aufzubessern. Nach einer Analyse der Berliner Handelsplattform Goodcarbon, die solche Zertifikate selbst vertreibt, dürften allein die 40 DAX-Unternehmen in den kommenden fünf Jahren Zertifikate für insgesamt 33 Millionen Tonnen CO2 erwerben. Geschätzter Preis: rund 500 Millionen Euro. Dabei handelt es sich ausschließlich um sogenannte „freiwillige Kompensationen‟, die zusätzlich zu den ohnehin verpflichtenden Emissionsrechten im EU-Handelssystem gekauft werden.

Verpflichtende Zertifikate

Im Rahmen des europäischen Emissionshandels (EU-ETS) sind Unternehmen verpflichtet, für jede ausgestoßene Tonne CO2 ein entsprechendes Zertifikat zu erwerben. Der Preis dieser Emissionsrechte wird zwar formal über den Markt bestimmt – doch die jährlich sinkende Anzahl verfügbarer Zertifikate führt bei gleichbleibender oder wachsender Nachfrage zu stetig steigenden Kosten. Dieses klimapolitische Regelwerk hat mit realwirtschaftlicher Vernunft wenig gemein und erinnert in seiner Funktionsweise zunehmend an planwirtschaftliche Mechanismen.

Fragwürdiger Freikauf: Wer kauft am meisten

Doch zurück zu den „freiwillige Kompensationen‟: Laut Goodcarbon steht Volkswagen an der Spitze der freiwilligen Kompensationskäufer. Der Autokonzern versuchte, Emissionen entlang der Lieferkette, Produktion und Logistik seiner E-Autos zu kompensieren – 2024 in einem Volumen von 6,7 Millionen Tonnen CO2. Allerdings kündigte VW bereits an, dass „die freiwillige Aktion nach diesem Jahr enden“ werde.

Auch der Logistikkonzern DHL gehört zu den großen Nachfragern: 2024 wurden dort 1,1 Millionen Tonnen CO2 ausgeglichen, um „klimaneutrale Sendungen anbieten zu können“. Der Energiekonzern E.on erwarb Gutschriften für rund 0,7 Millionen Tonnen CO2 – als Grundlage für „grüne“ Gasverträge.