Nach der geplanten Erhöhung der Gas-Netzkosten im kommenden Jahr droht jetzt die nächste Hiobsbotschaft: Katar will seine Lieferungen von Flüssiggas (LNG) an die EU einstellen. Grund ist das geplante EU-Lieferkettengesetz, das strengere Standards, Nachweispflichten und Strafen vorsieht, berichtete die Krone.

Auf der ADIPEC in Abu Dhabi, einer der weltweit größten Messen für die Öl-, Gas- und Energiebranche, erklärte Katars Energieminister Saad al-Kaabi am Montag unmissverständlich: „Wenn Europa diese Regeln nicht lockert oder sie sogar aufhebt, dann werden wir Europa definitiv nicht mehr mit Energie beliefern.“

Die Aussage lässt Europas Wirtschaft aufhorchen – denn ein solcher Schritt würde die Energiepreise erneut in die Höhe treiben.

„Das ist alarmierend“ – Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer warnt vor Überregulierung

Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, derzeit mit einer Wirtschaftsdelegation in Abu Dhabi, zeigt sich besorgt: „Das ist alarmierend. Wenn ganze Länder mittlerweile einen Bogen um Europa machen, zeigt das, in welche Gefahr wir mit der Überbürokratisierung in der EU laufen. Da wird Wirtschaften verunmöglicht.“

Hattmannsdorfer sieht in der EU-Politik ein massives Risiko für Standort und Arbeitsplätze: „Wir sehen, dass Betriebe zunehmend Produktionsstätten auslagern. Das sollte uns wachrütteln. Wir brauchen endlich wieder einen Fokus auf die Wettbewerbsfähigkeit. Wir müssen aufhören damit, die Wirtschaft und die Arbeitsplätze aus Europa zu vertreiben!“ Noch höhere Gaspreise würden die Produktion weiter verteuern – mit potenziell verheerenden Folgen für Industrie und Konsumenten.

Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer warnt vor den Folgen des EU-Lieferkettengesetzes.APA/GEORG HOCHMUTH

OMV-Chef Stern: „Ohne Energie wird unser Wohlstand zurückgehen“

Auch OMV-Vorstandschef Alfred Stern schlägt Alarm. Er warnt eindringlich vor einem Lieferstopp aus Katar: „Wir brauchen Zugang zu verschiedenen Liefermärkten. Katar ist nach den USA der zweitgrößte LNG-Produzent der Welt und wir müssen uns alle möglichen Zugänge zu Gas offenhalten, wenn wir den Gaspreis herunterbringen wollen.“

Stern appelliert an die EU, das geplante Lieferkettengesetz zu überdenken: „Wir müssen jetzt pragmatisch bleiben, denn wenn wir den Zugang zu wettbewerbsfähiger Energie verlieren, wird unser Wohlstand auch zurückgehen.“ Zugleich fordert er, dass Europa wieder selbst mehr Gas fördert – wenngleich er betont, dass der Kontinent auch dann „Netto-Importeur bleiben“ werde.

Stern: „Ohne Energie wird unser Wohlstand zurückgehen.“APA/HANS KLAUS TECHT

Doppelte Bedrohung: Jetzt drohen auch die USA mit Lieferstopp

Doch nicht nur Katar droht mit Konsequenzen. Laut Stern machen auch die USA Druck: „Wenn das Lieferkettengesetz so kommt, besteht die Gefahr, dass auch andere Marktteilnehmer nicht mehr nach Europa liefern wollen.“

Hattmannsdorfer kündigt an, sich persönlich für eine Lockerung der EU-Regularien einzusetzen: „Wir haben immer gesagt, dass die Lieferkettenregelung in Europa überschießend ist. (…) Die Aussage des Energieministers von Katar muss ein Weckruf für alle politischen Entscheidungsträger in Brüssel sein. Denn wenn das Tankschiff aus Katar nicht mehr in Europa anlegt, haben wir ein Riesenproblem.“

Da auch russisches Gas sanktioniert ist, hätte ein Stopp der Lieferungen aus Katar verheerende Folgen. Die Konsequenz: Gasverknappung und steigende Preise in ganz Europa.