Bereits im Mai hatte Wolfspeed vor einer existenziellen Unternehmenskrise gewarnt. Als Begründung nannte das Unternehmen eine anhaltend schwache Nachfrage und wachsende Belastungen durch die US-Zollpolitik. Der Schritt in ein offizielles Insolvenzverfahren kommt nun wenig überraschend. Ziel ist es laut Wolfspeed, die Schuldenlast um 4,6 Milliarden Dollar zu reduzieren.

Das Unternehmen will das Verfahren bis Ende des dritten Quartals abschließen. Der operative Betrieb soll während der Umstrukturierung weiterlaufen. Gleichzeitig sicherte sich Wolfspeed eine neue Finanzierung über 275 Millionen Dollar – in Zusammenarbeit mit seinen Gläubigern und der US-Tochter von Renesas Electronics.

Mehr Verlust als Umsatz

Die Bilanz offenbart das ganze Ausmaß der wirtschaftlichen Schieflage: Allein im ersten Quartal 2025 summierten sich die Verluste auf 285 Millionen Dollar – und überstiegen damit den eigenen Umsatz um knapp 100 Millionen. Die Gesamtverschuldung liegt bei rund 6,5 Milliarden Dollar.

Wolfspeed reagierte bereits Anfang des Jahres mit einem Umbau in der Führungsebene. Im März übernahm Robert Feurle den CEO-Posten, im Mai wurde David Emerson zum neuen COO ernannt.

Silicium-Carbid: Pionierrolle längst verloren

Wolfspeed galt lange als Vorreiter im Markt für Silicium-Carbid-Chips (SiC), die unter anderem in Elektroautos für höhere Effizienz und Reichweite sorgen. Doch das Unternehmen hatte mit technischen Problemen in seinem neuen Werk zu kämpfen– und verlor den Anschluss.

Deutschland-Engagement endgültig gescheitert

Noch im Februar 2023 hatte der damalige CEO Gregg Lowe mit viel politischer Begleitmusik den Bau einer neuen Chipfabrik im Saarland angekündigt. 2,75 Milliarden Euro hätten für dieses Vorhaben fließen sollen. Als Partner war der Autozulieferer ZF vorgesehen. Die Bundesregierung hatte für das Wolfspeed-Chipfabrik-Projekt im Saarland Zuschüsse in Höhe von 363 Millionen Euro in Aussicht gestellt, zusätzlich zu 155 Millionen Euro vom Land Saarland, also insgesamt rund 518 Millionen Euro Fördergelder.

Zur feierlichen Verkündung reisten ex-Bundeskanzler Olaf Scholz und der ehemalige Wirtschaftsminister Robert Habeck persönlich zum symbolischen Spatenstich.Doch schon im Herbst 2023 folgte das Eingeständnis: Die Pläne werden vorerst auf Eis gelegt. Zuvor hatte das Handelsblatt berichtet, dass sich ZF aus dem Vorhaben zurückziehen wolle. Kurz darauf trat Lowe als CEO zurück – und mit ihm verschwanden auch die letzten Hoffnungen auf ein Wolfspeed-Engagement in Deutschland.