
JJ holt den „Schas“ nach Österreich – was wird er uns kosten?
JJ nennt ihn einen „Schas“, ORF-Moderator Andreas Knoll auch. Und trotzdem holen wir den Songcontest 2026 nach Österreich. Für ORF-General Weißmann ist das eine „wundervolle Chance, sich als Kulturland zu präsentieren“. Nur: Werden wir am Ende doppelt zahlen – weil am Küniglberg trotz ORF-Steuer das Geld fehlt?

Mit seinem „Leitln, wir haben den Schas gewonnen!“ hat JJ wohl ausgesprochen, was viele denken – und jetzt trotzdem feiern. Damit ist er in bester Gesellschaft mit ORF-Kommentator Andreas Knoll, der schon 2014 beim Conchita-Sieg ausrief: „Jetzt hat uns die den Schas gewonnen!“
JJ hat mit seinem Sieg beim Eurovision Song Contest das Millionen-Spektakel 2026 nach Österreich geholt. Und nun drängt sich eine weitere Frage auf: Wer zahlt den „Schas“?
Blankoscheck für den ORF? Hoffentlich nicht!
Der ORF beklagt schon jetzt budgetäre Engpässe – trotz Haushaltsabgabe, die ihm jährlich ein Vielfaches dessen einbringt, was alle Privatsender zusammen an Förderungen erhalten.
Am Küniglberg hofft man offenbar auf einen Blankoscheck – und verweist bereits auf das Finanzierungsmodell des ESC in Basel.

Modell Basel – und wer bezahlt bei uns?
In der Schweiz wurde die Finanzierung des ESC 2025 diesmal breit aufgestellt: Von den rund 64 Millionen Euro Gesamtkosten trug das öffentlich-rechtliche Fernsehen SRG nur 21,3 Millionen, also etwa ein Drittel. Den Löwenanteil übernahm die Stadt Basel mit 37,3 Millionen Euro, unterstützt von der European Broadcasting Union (EBU) mit 5,3 Millionen Euro. Das zeigt: Die Kosten wurden auf mehrere Schultern verteilt – vor allem auf kommunaler Ebene. Ein Modell, mit dem man sich wohl auch beim ORF anfreunden dürfte.
In Österreich sah das 2015 noch anders aus. Zwar leistete auch die Stadt Wien einen wesentlichen Beitrag, doch der ORF war damals deutlich stärker gefordert. Anfangs wurde ein Projektvolumen von 25 Millionen Euro kommuniziert, intern war sogar von bis zu 35 Millionen die Rede. Im Stiftungsrat bilanzierte man später 18,7 Millionen Euro, doch durch höhere Werbe- und Ticketeinnahmen reduzierte sich die ORF-Belastung auf 13,5 Millionen, laut interner Kalkulation sogar auf nur 11,4 Millionen Euro. Die Hauptlast trugen letztlich die Gebührenzahler.
Ein paar Profiteure gibt es immer
Für den ESC 2026 in Österreich könnte das Modell Basel zur Vorlage werden – was bedeutet: Neben der Haushaltsabgabe werden wohl auch wieder Steuergelder in das Großevent fließen. Rechtfertigen wird man das, wie schon 2015, mit dem Schlagwort „Umwegrentabilität“. So erklärte bereits Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP): „2015, bei der letzten Austragung, gab es 40 Millionen Euro Wertschöpfung, über 100.000 Nächtigungen in Wien – das wollen wir toppen.“
Profiteure wird es sicher geben – in der Hotellerie, der Gastronomie und in der Kulturbranche. Aber die Frage bleibt: Wird es auch dem Großteil der Steuer- und Gebührenzahler zugutekommen?
Politik im ESC-Fieber – zwischen Gänsehaut und Kassasturz
Die Politik ist sich jedenfalls einig: Der Song Contest ist kein „Schas“, sondern eine einmalige Gelegenheit, Österreich zu zeigen – mit Superlativen, Pathos und jeder Menge Gänsehaut. Vizekanzler Babler dankt JJ für ein „starkes Kunstwerk“, Außenministerin Meinl-Reisinger spricht von einer Nacht, „die ein ganzes Land mit Stolz erfüllt hat“, und Staatssekretärin Zehetner sieht gleich einen „Turbo für Österreich“ gezündet.
Nur Bundeskanzler Stocker bleibt, wie gewohnt, der Ruhepol inmitten der Begeisterungsstürme: „Es war für uns alle ein sehr schöner Tag – eigentlich eine schöne Nacht.“ So klingt Euphorie auf Stockerisch.
Und ORF-General Weißmann? Der freut sich schon auf „eine große Show“ und nimmt „den Enthusiasmus mit“. Offen bleibt nur: Wird jemand auch die Rechnung mitnehmen?
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