Wegen Filmpreis-Jury: Hollywood-Stars und TV Sender boykottieren Golden Globes
Die Golden Globes sind nach den Oscars Hollywoods wichtigste Filmpreise. Rassismus- und Korruptionsvorwürfe überschatten nun die sonst so glamouröse Awardverleihung. TV-Sender, Streamingdienste und Hollywood-Stars boykottieren die Gala.
Wegen Rassismus- und Korruptionsvorwürfen stehen die Golden Globes 2022 vor dem Aus. Die knapp 90 Mitglieder der einflussreichen Journalisten-Organisation hatten letzte Woche noch auf die Kritik reagiert und Reformen versprochen – etwa die Aufnahme neuer Mitglieder, vorrangig Afroamerikaner. Auch wolle die Organisation mit Beratern für Diversität zusammenarbeiten und für mehr Transparenz bei der Aufnahme ihrer Mitglieder sorgen. Doch die Globes-Verantwortlichen stehen weiterhin massiv unter Druck. Hollywood-Stars wie Scarlett Johansson (36) oder Mark Ruffalo (53) und einige Hollywood-Firmen kritisieren die angekündigten Neuerungen als nicht ausreichend.
Fehlende Diversität und intransparente Mitgliedschafts-Kriterien führen zum Boykott
Es sieht ganz danach aus, als würde sich Hollywood gegen die Golden Globes stellen, um Veränderungen herbeizuführen. Die Liste an Studios, Schauspielern und Filmemachern, die die Preisverleihung boykottieren, wächst. So will beispielsweise auch Hollywood-Schauspieler Tom Cruise offenbar aus Protest seine drei Golden Globes zurückgeben. Gefordert werden von den Boykottierenden grundlegende Reformen, u. a. die Diversifizierung der HFPA-Mitglieder durch Einbeziehung von mehr schwarzen Journalisten und Frauen. Die HFPA sagt, dass sie derzeit daran arbeiten, die Situation zu korrigieren. Auch die Streamingdienste Netflix und Amazon boykottieren die Gala. Der US-Haussender der Golden Globes, NBC, springt ab und will erstmals in 25 Jahren die Awardverleihung nicht ausstrahlen. Der Globe-Verband müsse Zeit und Arbeit investieren, um größere Reformen umzusetzen, so das Ultimatum von NBC. Der Sender hoffe, die Gala im Januar 2023 nach entsprechenden Veränderungen wieder zu zeigen.
Hollywood-Urgestein Jane Fonda konnte bereits sieben Mal einen Globe gewinnen, zuletzt wurde sie für ihr Lebenswerk geehrt. Stolz präsentierte sie auf Instagram mit den Worten “Das bedeutet die Welt für mich” ihre Auszeichnung. Bei der Verleihung selbst las sie jedoch den Globen-Verantwortlichen die Leviten. Fonda appellierte an alle, gemeinsam dafür zu kämpfen, dass „alle nach oben kommen und alle Geschichten eine Chance haben, gesehen und gehört zu werden“. Das bedeute ja nur, die Realität anzuerkennen, „auf der Höhe der Zeit“ mit der sich entwickelnden Diversität zu sein. Kunst habe schließlich „immer den Weg nach vorne aufgezeigt“. „Also, lasst uns Anführer sein. Okay?“
Vorwürfe überschatten die glamouröse Awardverleihung
Die Zeitung Los Angeles Times hatte in einer Recherche unterschiedliche Vorwürfe an die Organisatoren der Golden Globes, die Hollywood Foreign Press (kurz: HFPA), zusammengetragen. Diese besteht aus 90 ausländischen Filmjournalisten aus rund 55 Ländern weltweit. Die Vorwürfe richten sich überwiegend an die Film-Jury und überschatten den Gala-Abend: Die Gruppe hat keine schwarzen Mitglieder, ebenfalls sollen Filme und Serien mit Schwarzen in den Hauptrollen missachtet werden. Die mangelnde Vielfalt unter den stimmberechtigten Mitgliedern der HFPA wird stark kritisiert. Darüber hinaus gab es Bestechlichkeitsvorwürfe gegenüber einigen der 90 Mitglieder der Organisation.
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