Haustiere sind „in“, Kinder „out“: In japanischen Haushalten leben mittlerweile mehr Katzen und Hunde als Kinder. 2024 lebten im Land der aufgehenden Sonne noch etwa 14 Millionen Kinder unter 15 Jahren, laut offiziellen Zahlen. Hingegen gibt es fast 16 Millionen Katzen und Hunde, die in Haushalten leben, wie die „National Umfrage zur Hunde- und Katzenzucht“ aus dem Jahr 2022 zeigt.

Japan ist eines der Länder mit der schlechtesten demografischen Entwicklung weltweit. Im Jahr 2025 gebar eine japanische Frau durchschnittlich 1,15 Kinder. Um die Population eines Staates konstant zu halten, müssten 2,1 Kinder pro Frau geboren werden. Die schlechte Fertilitätsrate wirkt sich auf die Einwohnerzahl aus: Diese befindet sich seit 2010 im Niedergang. Mittlerweile sterben doppelt so viele Menschen, wie Kinder geboren werden.

Haustiere oft Kinderersatz

Ein Grund für den Baby-Rückgang sind die weniger werdenden Eheschließungen. Im Gegensatz zu vielen westlichen Ländern werden in Japan nur wenige Kinder unehelich geboren. Die Vereinbarkeit von Kind und Beruf ist in dem ostasiatischen Staat nach wie vor schwierig für Frauen.

Hunde und Katzen müssen oft als Kinderersatz herhalten und werden nicht selten als Familienmitglied betrachtet. Sie bedienen einen ganzen Wirtschaftszweig. Die Branche erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von etwa 5,79 Milliarden US-Dollar mit Tiernahrung. Doch in der Tierbedarfsindustrie gibt es nichts, was es nicht gibt: Wellnesshotels und Massagesalons für Katzen und Hunde, Yogakurse für Vierbeiner bis hin zu Gourmetrestaurants. Luxus-Marken wie Gucci, Chanel, Dior oder Hermes bieten Pullover und Anzüge für die Tiere an. Hunde werden in Japan auch gern mit einem Hundewagen herumkutschiert.

Auch in Deutschland mehr Hunde als Kinder unter 10

Doch auch in Deutschland zeichnet sich der Trend hin zu weniger Kindern und mehr Haustieren ab. 2023 ist die Zahl der Hunde in Haushalten auf 10,5 Mio. angestiegen, ergab eine repräsentative Erhebung des Marktforschungsinstitut Skopos. Im selben Jahr gab es aber nur mehr knapp über 8 Mio. Kinder in Deutschland unter zehn Jahren, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts.

In Österreich ist die Situation ähnlich, wenngleich es noch etwas mehr Kinder unter zehn Jahren als Hunde gibt. 2023 lebten ungefähr 879.128 unter 10-Jährige in der Alpenrepublik. Eine vom Marktforschungsinstitut GfK durchgeführte Studie im Auftrag der Österreichischen Heimtierfuttermittel Vereinigung ergab, dass es 2022 circa 837.000 Hunde in Haushalten gab.