
Laura Sachslehner: Entmündigte Eltern? Das kann nicht der Weg sein!
Ein neues Gesetz soll es Eltern verunmöglichen, sich gegen Hormonbehandlungen oder Geschlechtsumwandlungen ihrer Kinder auszusprechen – so sieht es zumindest ein angeblich durchgesickerter Entwurf von SPÖ und NEOS vor. Eine Analyse darüber, was das in der Praxis bedeuten würde und was hinter diesen möglichen Bestrebungen von SPÖ und NEOS steckt.
In unserem Land findet sich zu Recht eine lange Liste an Jugendschutzgesetzen und Vorgaben, die Kinder und Jugendliche daran hindern sollen, frühzeitig möglicherweise falsche oder gefährliche Entscheidungen zu treffen. Sei es, wenn es um das Trinken von Alkohol, um das Fahren mit dem Auto oder um das Fortgehen spätabends geht – für all das gibt es in Österreich strenge Vorgaben. Auch, wenn man sich als Jugendlicher ein kleines Tattoo am Knöchel stechen lassen möchte, braucht man als unter 18-Jähriger eine Einverständniserklärung der Eltern.
Doch einem aktuell kursierenden Entwurf zufolge, der angeblich aus SPÖ- und NEOS-Kreisen stammt, soll sich das nun zukünftig ausgerechnet bei irreversiblen Geschlechtsumwandlungen und Hormontherapien ändern. Hier sollen Eltern de facto kein Mitspracherecht mehr haben – und das obwohl es hier um wahrlich lebensverändernde Entscheidungen geht. Dass so ein Vorhaben gegen jeden gesunden Menschenverstand gehen würde, ist für die Mehrheit der Bevölkerung wohl mehr als offensichtlich.
Trauriges Vorbild Deutschland
SPÖ und NEOS würden damit augenscheinlich auf den Spuren deutscher Kollegen wandeln, die schon längst einen ähnlichen Kurs eingeschlagen haben. In unserem Nachbarland gibt es seit vergangenem Jahr mit dem so genannten „Selbstbestimmungsgesetz“ die Möglichkeit, dass Jugendliche ab 14 Jahren, ohne Einverständnis der Eltern und ohne ein psychologisches Gutachten vorlegen zu müssen, einmal im Jahr ihr Geschlecht ändern können. Das eigene Geschlecht wird damit ähnlich austauschbar wie eine beliebige Wohnadresse. Dass dieses Gesetz nach wie vor lautstark von vielen Experten kritisiert wird, interessiert dabei von den politisch Verantwortlichen kaum jemanden.
Seit Jahren warnen Kinder- und Jugendpsychiater, dass eine so genannte „Selbstdiagnose trans“, die Kinder und Jugendliche meist selbst formulieren würden, sich im weiteren Lebensverlauf vieler Betroffener im Nachhinein öfters als Fehleinschätzung erweisen würde und diese dann ihre Entscheidung bereuen würden. Letztes Jahr sorgte ein Fall in der Schweiz für Aufsehen, als ein 13-jähriges Mädchen ihre Geschlechtsidentität wechseln wollte und ihre Eltern aus diesem Grund bat, mit einer Behandlung durch Pubertätsblocker beginnen zu dürfen. Als die Eltern ihrem Kind das aus Sorge nicht erlaubten, entbrannte ein Sorgerechtsstreit, in dessen Folge ein Schweizer Gericht den Eltern die Obsorge für ihre Tochter entzog.
Im aktuell kursierenden Entwurf ist sogar die Rede davon, dass jedem, der ein Kind von so einer Operation abhalten wollen würde, bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe drohen könnte. Dabei sollte doch klar sein, dass eine solche Entscheidung nichts ist, mit dem man leichtfertig umgehen sollte und mit Sicherheit auch nichts, mit dem man Kinder und Jugendliche alleine lassen darf. Es ist schließlich die Aufgabe von Eltern ihre Kinder auf dem Weg durch das Leben – zumindest bis zur Volljährigkeit – zu begleiten und sie dementsprechend auch nicht bei unwiderruflichen Entscheidungen ihrem Schicksal überlassen.
Zentrum für Transmedizin in Wien
Auch wenn sich SPÖ und NEOS bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar zu diesem Vorhaben äußern wollten, fragt man sich, wem beide Parteien mit solchen Plänen eigentlich einen Dienst erweisen wollen würden. Denn erwachsenen Menschen, die für sich entscheiden, ihr Geschlecht ändern zu wollen, einfach mehr Sichtbarkeit zu geben – darum geht es hier ganz offensichtlich schon lange nicht mehr.
Passend dazu erreichten uns vor wenigen Wochen auch Meldungen, dass sich im neuen Wiener Regierungsprogramm von SPÖ und NEOS auch das Vorhaben findet, ein Zentrum für Transmedizin in Wien zu errichten. Was solche Zentren genau machen, kann man sich in einigen anderen Ländern bereits ansehen. In Großbritannien beispielsweise, wo sich schon einige solcher Einrichtungen finden, wurde eine dieser so genannten „Gender Clinics“ schlussendlich wieder geschlossen, weil dort offenbar zu voreilig und ohne ordentliche Prüfung und vorhergehende Untersuchung Hormontherapien und geschlechtsangleichende Eingriffe an Jugendlichen durchgeführt wurden.
Dass SPÖ und NEOS ausgerechnet bei diesem Thema so viel Engagement demonstrieren, lässt tief blicken. Sie offenbaren damit, wo sie in Wahrheit wirklich stehen – nämlich nicht in der demokratischen Mitte, sondern in absoluter Opposition zu allen Familien mit Kindern, die sich angesichts solcher Bestrebungen wohl nur noch verzweifelt von dieser Politik abwenden können. Man kann nur hoffen, dass der aktuell vorliegende Entwurf niemals seinen Weg in die Umsetzung findet. Es wäre in jedem Fall zum Leidwesen aller.
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