
Bernhard Heinzlmaier: Österreich auf dem Weg in den postmodernen Totalitarismus?
Österreichs Politik ist an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Ob es noch tiefer geht, wird man sehen. Und es ist nicht mehr alleine die „politische Mittelschicht“, die in den Gemeinderäten, Landtagen und auf den Hinterbänken des Parlaments herumlungert, die bestürzend konformistisch, unterwerfungssüchtig und unfähig ist.
Die Dekadenz hat längst die traditionelle selektive Qualitätsschranke durchstoßen, die das simple politische Fußvolk bisher von talentierten Führungskadern separiert hat, und macht sich nun in der Regierung breit. Wenn man nur ein bis zwei Jahrzehnte in der politischen Geschichte des Landes zurückblickt, stößt man auf Persönlichkeiten wie Wolfgang Schüssel, Jörg Haider, Hannes Androsch, Andreas Khol, Ursula Plassnik oder Heinz Faßmann. Auch sie sind keine Heroen ohne Makel gewesen, aber es zeichnete sie eine geistige und performative Kultiviertheit und die Immunität gegen postdemokratische Anfechtungen aus. Zudem waren sie allesamt politische Menschen, die der Eros antrieb, den Staat und die Gesellschaft zu besseren Orten zu machen. Eben dieser Eros für das Wohl des Allgemeinen ist bei der politischen Klasse unserer Zeit abwesend. Anstelle dessen geht es ihr nur um Macht, narzisstische Befriedigung und Bereicherung. An die Stelle der alten ehrenhaften Politiker sind selbstsüchtige, hedonistische Barbaren getreten, die einer fremdbestimmten, unauthentischen Schlagwortapparatur gleichen, ähnlich der Aufziehpuppe aus der Offenbach-Oper „Hoffmanns Erzählungen“. Sie wirken, als würde man sie jeden Abend in den Laboren von PR-Agenturen kalibrieren, um sie am nächsten Morgen in Gang zu setzen und auf die Menschheit loszulassen. Wer einen Hang zu dramatischeren Vergleichen hat, wird wahrscheinlich auf den Film „Invasion of the Body Snatchers“ aus dem Jahre 1978 kommen, mit Donald Sutherland in der Hauptrolle. In diesem werden die Menschen nach und nach von Aliens durch völlig identische, aber seelenlose Körper ersetzt, die den außerirdischen Geistwesen als Behausung dienen. Unbemerkt von der Masse findet eine Art „Großer Austausch“ statt. Nur so kann es dazu gekommen sein, dass ein Christian Stocker heute auf jenem Stuhl sitzt, auf dem einst Wolfgang Schüssel gesessen ist.
Corona – der Anfang des „Grand Remplacement“?
Was von Teilen der Politikwissenschaft als „postmoderner Totalitarismus“ bezeichnet wird, zeigte im Jahr 2020, als weltweit die Corona-Pandemie ausgerufen wurde, zum ersten Mal deutliche Konturen. Ein Politiker nach dem anderen, sie wirkten geradezu wie aus dem Film „Invasion of the Bodysnatchers“ gesprungen, verwandelte sich in einen seelenlosen Argumentationsautomaten, der mit geringer Varianz wie ferngesteuert eine heraufziehende pandemische Katastrophe an die Wand malte. Rettung konnte nur von einer neuartigen Genimpfung kommen. Das Narrativ, welches aus den Giftküchen der Pharmaindustrie und der WHO stammte und von willfährigen Politikern verbreitet wurde, beinhaltete drei große Unwahrheiten. 1. Die Impfung schützt vor Ansteckung, Weitergabe des Virus und Long Covid. 2. Sie ist absolut nebenwirkungsfrei. 3. Sie ist unabdingbar, um das Gesundheitssystem vor einer drohenden Überlastung zu bewahren. Um dieses wahnwitzige Märchen in den Gehirnen des Volkes zu verankern, bildete sich ein Bündnis aus Pharmamonopolen, Medienmonopolen, transnationalen Organisationen und den nationalen politischen Herrschaftsstrukturen. Andreas Babler hätte diese strukturelle Konstellation, bevor er sein Gewissen bei der internationalen Liga für Karrierismus und narzisstischen Egozentrismus abgegeben hatte, noch als Staatsmonopolistischen Kapitalismus bezeichnet. Zum Zeitpunkt, als die Coronapropaganda aufzukommen begann, hatte er aber bereits die Leninbüste im Müll entsorgt und durch eine geweihte Devotionalie aus den Händen des Papstes ersetzt. Hier ist er seinem Vorbild Alfred Gusenbauer gefolgt, der ebenso seine atheistische Überzeugung, für deren anstrengende Darbietung er in Jugendzeiten gefürchtet war, gegen eine entzückende kleine Pastoralerzählung über sein Wirken als Ministrant der Pfarre Ybbs an der Donau ausgetauscht hat. Kein großer Austausch, lediglich eine kleine Imagekorrektur zur Anbiederung an die Landbevölkerung. Jedenfalls wurde das Corona-Narrativ zur neuen Heiligen Schrift und die Impfung zur einer Sache der Nächstenliebe. So verkündete es zumindest die Katholische Kirche. Dass es um alles ging, zeigte sich auch daran, dass die katholische Glaubenskongregation ihren Schäfchen auch den Empfang von Impfungen erlaubte, für deren Herstellung „abgetriebene Föten“ verwendet wurden. Damit hatte die Kirche eine ihrer letzten roten Linien überschritten. Schlimmer wäre nur noch die Leugnung der Unbefleckten Empfängnis Marias gewesen. Aber vielleicht kommt es noch zur Einkehr des sexuellen Realismus in die Heilsgeschichte.
Von der Corona-Religion zur Klima-Religion
Die Aufarbeitung des Corona-Totalitarismus wird von den politischen Eliten, vor allem in Deutschland und in Österreich, wo das autoritäre Regime bei weitem am erbarmungslosesten war, nachdrücklich abgelehnt. Wer eine solche fordert, wird sofort als Verschwörungstheoretiker und Rechtsradikaler abgestempelt. Selbst der stramm linke Ex-Chefredakteur Heribert Prantl, der die Corona-Politik als größten Grundrechtseingriff seit dem 2. Weltkrieg bezeichnete, kam nur deshalb aus der Nummer halbwegs unbeschadet heraus, weil er damals schon Pensionist war. Wäre er noch Chefredakteur der Süddeutschen gewesen, hätte man ihn, wie viele kritische Hochschulprofessoren, vor die Tür gesetzt. Prantl fordert übrigens eine „Enquete-Kommission“ zur Corona-Aufarbeitung im Deutschen Bundestag. Die wird es natürlich keinesfalls geben und auch in Österreich wird Ähnliches nicht passieren. Warum?
Corona-Maßnahmen als Blaupause für künftiges autoritäres Regierungshandeln?
Häufig hört man heute, dass das Corona-Regime nur ein Testballon war. Es sollte ergründet werden, wie weit man gehen kann, ohne dass das Volk auf die Barrikaden steigt. Der Testlauf hat gezeigt, dass man mit der passiven „hedonistisch-barbarischen“ Masse verfahren kann, wie immer man will. Man kann sie zu Hause einsperren, ihnen mit Ausbürgerung drohen, sie kündigen, wenn sie die Corona-Impfung verweigern und sie auf den Straßen niederprügeln, wenn sie ihr demokratisches Demonstrationsrecht in Anspruch nehmen. Die Masse hat gekuscht, während sich ein paar „Covidioten“ vom Einsatzkommando verprügeln und von den Systemmedien das Hitlerbärtchen aufkleben ließen. Und weil die Masse so brav war, wird bereits über die nächsten autoritären Aktionen nachgedacht, zum Beispiel über Lockdowns bei großer Hitze, über die Ausweitung der staatlichen Internetüberwachung, die Abschaffung des Bargeldes, Erbschafts- und Vermögenssteuern, systematische Verfolgung der Verteidiger der biologischen Zweigeschlechtlichkeit und von Kritikern der Ausgabe von pubertätshemmenden Medikamenten an Minderjährige, Meinungsüberwachung durch NGOs und systematische Verfolgung von FPÖ-Wählern. In Deutschland spricht man bereits über Berufsverbote für AfD-Mitglieder. Wie lange wird es dauern, bis auch die Geistesgrößen Stocker, Meinl-Reisinger und Babler auf den Geschmack des politischen Totalitarismus kommen werden? Babler wird es dabei wohl am wenigsten schwer haben, denn der Sprung ins Totalitäre ist für ihn nicht sonderlich weit, galt er doch unter Kennern schon immer als „gesichert linksextrem“. Alte Gefolgsleute erzählen von feurigen Reden zur Unterstützung der Intifada, engen Kontakten zur verfassungskritischen KPÖ, intensives Engagement in der Anti-EU-Bewegung und vieles mehr. Und mit seiner bahnbrechenden Schrift „Stamokap heute“ – er war führendes Mitglied des „Redaktionskollektivs“ – hat er für alle deutlich gemacht, welchen Geistes Kind er ist. Stocker und Meinl-Reisinger müssen Comandante Babler nur folgen, dann führt er sie sicher in die Ära des „postmodernen Totalitarismus“, wo auf das Volk ein Disziplinarregime wartet und auf die politische Klasse ein mediokres Privilegienparadies wie einst Honeckers Wandlitz.
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