„Mama, die Lehrerin hat uns heute erzählt, einen Penis kann man lutschen.“ Dieser Satz fiel im November 2023 aus dem Mund meiner 9jährigen Tochter am Mittagstisch. Der Schock saß tief. Bereits im Jahr zuvor wurde den Volkschülerinnen in Rutzenmoos (OÖ) im Rahmen des Unterrichts über verschiedene Geschmacksrichtungen von Kondomen erzählt und erklärt: „Man kann auch Sex mit Menschen haben, die man nicht mag.“ Dabei hatte die Schuldirektion, nachdem Eltern das Gespräch suchten, damals versichert, den Kindern würden keine unangebrachten Inhalte mehr vermittelt werden. Uns wurde klar: Wir müssen uns dafür einsetzen, dass das Wohl des Kindes, vor allem auch in der Sexualerziehung, wieder an erste Stelle steht.

Zusammen mit anderen Müttern suchten wir zunächst den Dialog mit der Schule, doch die fehlende Kommunikation und Transparenz enttäuschten uns. Unser Ziel war es, einfach einen altersgerechten Unterricht zu garantieren. Die Kinder konnten mit den expliziten Inhalten, mit denen sie auch durch einen Film konfrontiert wurden, einfach nicht umgehen. Sogar Monate später berichteten uns Volkschülerinnen, dass sie aufgrund der Bilder davon geträumt hätten, vergewaltigt worden zu sein. Unsere Kinder haben das Recht, in einem sicheren, altersgerechten Umfeld zu lernen, ohne von Inhalten überfordert oder gar traumatisiert zu werden.

„Sex ist für alle da, für große und kleine Menschen."

Es ging uns nie darum, lästig zu sein oder Lehrpersonen zu bestrafen. Wir sind selbst Lehrerinnen und wissen, dass Fehler passieren können. Doch der Unwille seitens der Schule einzugestehen, dass etwas schiefgelaufen ist, oder Veränderungen einzuleiten, führte uns dazu, uns an die Bildungsdirektion, dann an das Bildungsministerium und schließlich an die Volksanwaltschaft zu wenden.

Was uns auf diesem Weg vor allem erschütterte, waren die pauschalen Antworten, dass alles „lehrplankonform“ abgelaufen sei, sowie die Weigerung, mit uns Eltern ins Gespräch zu treten. Seitens der Bildungsdirektion wollte man beispielsweise nur mit uns sprechen, wenn wir „ohne unseren Anwalt“ erscheinen. Die Bildungsdirektion hat das Problem derzeit so „gelöst“, dass sie die Verantwortlichkeit verschoben hat. Sie luden einen externen Verein, das ISP (Institut für Sexualpädagogik, Wien), ein, um die Sexualaufklärung zu übernehmen. Es wurden in den Klassenräumen Bücher als Pausenlektüre ausgelegt, in denen überwiegend wenig angemessene, teils sogar katastrophale Inhalte zu finden sind.

Die Bildungsdirektion hat uns auf Nachfrage bestätigt, dass diese Bücher, wie „Wie ist es mit der Liebe“, österreichweit in den Volksschulbibliotheken vorhanden sind. Darin ist tatsächlich zu lesen, dass Sex auch etwas für Kinder sei. In diesem Buch heißt es: „Denkst du vielleicht, Sex ist nur was für Große? Nein, natürlich nicht. Sex ist für alle da, für große und kleine Menschen. Dicke, dünne, schwarze, braune und weiße Menschen. Für alle Menschen und auch für junge, wie für dich.“ Dieses Buch ist ausweislich des Covers für Kinder ab neun Jahren!

Elterliche Mitbestimmung muss ernst genommen werden

Das Thema Sexualität ist ohne Zweifel wichtig, aber es muss sensibel, altersgerecht und vor allem in Absprache mit den Eltern vermittelt werden. Der Vorfall an dieser Schule zeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Eltern in alle Entscheidungen der Schule eingebunden werden – nicht nur als Zuschauer, sondern als aktive Mitgestalter der Bildungs- und Erziehungsprozesse unserer Kinder.

Der Schutz unserer Kinder muss an erster Stelle stehen. Wir fordern von den Schulbehörden und den Lehrkräften, dass sie Verantwortung übernehmen und den Vorfall gründlich aufklären. Wir erwarten klare Regeln und Vorschriften, die sicherstellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen und dass Eltern immer die Möglichkeit haben, in die Erziehung ihrer Kinder einbezogen zu werden.

Es ist an der Zeit, dass wir als Eltern unsere Stimme erheben und fordern, was uns zusteht: Die primäre Verantwortung für die Erziehung unserer Kinder und damit Transparenz und Mitbestimmung auch im schulischen Bereich – so wie es auch im österreichischen und internationalen Recht verankert ist.  Unsere elterliche Mitbestimmung muss ernst genommen werden und darf nicht, wie in diesem Schuljahr an derselben Schule geschehen, durch Druck oder unzulässige Vorgehensweisen untergraben werden. Die Zustimmung zu einem Aufklärungsworkshop eines externen Vereins wurde durch fragwürdige Methoden erzwungen: Uns Eltern wurde vorab untersagt, uns der Stimme zu enthalten. Zudem wurde uns mitgeteilt, dass wir entweder für den vorgeschlagenen Workshop stimmen oder den Termin der Aufklärung unserer Kinder nicht erfahren würden – angeblich aus organisatorischen Gründen.

Nur durch das Recht der elterlichen Mitbestimmung können wir sicherstellen, dass unsere Kinder in einer Welt aufwachsen, die sie schützt und sie nicht mit Inhalten überfordert, die für ihre Entwicklung ungeeignet sind. Wir hoffen auf eine Veränderung, die den Schutz unserer Kinder an erste Stelle setzt und uns als Eltern das Vertrauen gibt, dass wir gemeinsam mit den Schulen dafür sorgen können, dass unsere Kinder in einer sicheren Umgebung lernen.