Aufregung um Boulevardmedien „exxpress", „Krone", „Heute" und „oe24"
Nach dem Amoklauf in Graz geraten Medien wie „Krone“, „oe24“ und auch der Bürger-Boulevard „exxpress“ ins Visier sogenannter Qualitätsmedien – sie üben Kritik an der Berichterstattung und sprechen von Stimmungsmache.
Die selbsternannten Qualitätszeitungen „Presse" und „Standard" kritisieren die Berichterstattungen des Grazer Amoklaufs im „exxpress", „oe24", „Bild", „Krone und „Profil".APA/ERWIN SCHERIAU
Anlässlich der Berichterstattung zum Amoklauf in Graz kommt jetzt Kritik von selbsternannten „Qualitätsmedien” an den Boulevardmedien „Krone“, „oe24″, „Heute” und auch am Bürger-Boulevard „exxpress“.
So werfen „Der Standard” und „Die Presse” ihren Kollegen bei den oben genannten Medien vor, mit ihrer Berichterstattung ethische, rechtliche und journalistische Grenzen verletzt zu haben. Die Vorwürfe beziehen sich dabei vor allem auf die Veröffentlichung von Videos und Bildern, die während oder kurz nach der Tat aufgenommen wurden, sowie auf dramatisierende Formulierungen und mangelnden Persönlichkeitsschutz der Opfer.
Standard kritisiert Handy-Videos
Den Beginn machte der „Standard” noch am Tag des Amoklaufs. Dort warf am Dienstagabend die Medienethikerin Claudia Paganini der „Krone” die Veröffentlichung eines Videos vor, das Schülerinnen bei der Evakuierung – einem Lauf aus dem Schulgebäude – zeigt. Auch ein Video auf „oe24″, bei dem Schüsse zu hören sind, wird kritisiert. Natürlich kommt hier auch der exxpress zur Sprache. „Auch auf dem rechten Onlineportal exxpress.at sind mehrere Videos zu sehen”, heißt es wortwörtlich im Standard.
Laut Paganini herrsche in diesen Aufnahmen ein „mangelnder Respekt gegenüber den Opfern und den Kindern” und auch die Betrachter können diese Videos traumatisieren.
„Das krawallige Onlinemedium Exxpress"
In der „Presse” vom Donnerstag wird der exxpress gleich im Teaser erwähnt. „Von ‚Krone.at´ und ‚oe24.at´ über den ‚Exxpress´ bis zum schlimmsten Fall, nämlich ‚Auf1´: Die Berichterstattung in Österreich war vielfach medienethisch und -rechtlich jedenfalls bedenklich”, ist hier zu lesen. Im Text liest man weiters: „Das krawallige Onlinemedium ‚Exxpress´ fügte mehrere Aufnahmen zu einer zusammen. Zu Beginn sieht man einen Klassenraum mit (wahrscheinlich) drei Schülern, einer geht zum Fenster, beugt sich hinaus. Der Horror ist nur zu hören: mehrere Schusssalven.”
Ein paar Absätze weiter kritisiert die „Presse” übrigens interessanterweise ein Qualitätsmedium: „Von sich reden machte in der Berichterstattung aus Graz übrigens auch das ‚Profil´. Das Magazin stand am Tag des Amoklaufs vor der Tür der Mutter des Täters, konnte man in der Reportage ‚Daheim beim Amokläufer´ lesen. ‚Witwenschütteln´ nannten deutsche Medien früher diese Praxis, den geschockten Familienangehörigen direkt Statements zu entlocken”, rügt die „Presse” das wöchentlich erscheinende, linksliberale Nachrichtenmagazin, das gemeinhin den Ruf als das Qualitätsmedium schlechthin genießt.
Genüsslich führt „Der Standard” am Donnerstag aus, dass das „Profil” beim Presserat beanstandet wurde, ebenso wie die unverpixelte Veröffentlichung von Fotos des Amokläufers in „Krone”, „oe24″ und „Heute”. Dieser werde sich am 1. Juli mit den Beschwerden befassen.
Stellungnahme der exxpress-Herausgeberin zu den Vorwürfen:
„Schonungslos, gesetzestreu, im Sinne der Bürgerinnen und Bürger. Der exxpress ist ein Bürger-Boulevard, der im Inhalt seine Blattlinie verfolgt und im Stil in der Tradition aufklärerischer Boulevardmedien berichtet. Das heißt: keine Belehrung, sondern überzeugt von der Mündigkeit des Bürgers, des Lesers, selber zu denken. Dafür gehört es dazu, dem Leser nichts zu verschweigen, sondern alles, was möglich und im Rahmen des Gesetzes ist, zu zeigen, damit er sich eine eigenständige Meinung bilden kann. Das bedeutet auch Schonungslosigkeit.”
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