In der deutschen Stadt Hamburg ist eine schnieke neue Wohnanlage bald einzugsbereit. Hamburger können sie sich allerdings nur von außen ansehen, vom Pilot-Projekt „In Zukunft wohnen“ profitieren erst einmal Migranten. Danach sollen auch andere Wohnungssuchende zum Zuge kommen, heißt es.

In der Hansestadt Hamburg leben etwa 1900 Menschen auf der Straße. Hinzu kommt eine deutlich höhere Anzahl an Wohnungslosen, also Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben und häufig bei Freunden oder Familie übernachten. Jetzt steht eine nagelneue Wohnanlage in Bahrenfeld kurz vor der Eröffnung: sechs Gebäude mit 107 Wohneinheiten für 370 Menschen. Und zwar eine bestimmte Gruppe: „schutzsuchende Familien mit Fluchthintergrund“.

Gesamtbaukosten von rund 41 Millionen Euro

So würden Hamburger auch gern wohnen, vor allem gratis. Die Anlage am ehemaligen Sportplatz Wichmannstraße ist auf dem neuesten Stand der Technik: Balkone, bodentiefe Fenster, Fußbodenheizung, Gründächer, Photovoltaik. Das Pilot-Projekt „In Zukunft wohnen“ verzeichnet Gesamtbaukosten von rund 41 Millionen Euro, die Wohnfläche beträgt rund 7.850 qm. Im Innenhof der von Bäumen und Gebäuden umgebenen Anlage wird es Spielplätze und ausreichend Fahrradstellplätze geben. Einen freien Platz in der Mitte der Wohnanlage stattet Fördern & Wohnen (F&W), ein Sozialunternehmen der Freien und Hansestadt Hamburg, mit Bänken sowie Spielgeräten für Kinder aus.

Ein Haus wird „Räume für Begegnung, Kontakt mit der Nachbarschaft und freiwilliges Engagement“ bieten, was laut F&W der Integration dienen soll. „Ein Team aus Sozialarbeiter:innen und Haustechniker:innen wird wochentags stets vor Ort sein, so lange F&W die Anlage als Unterkunft betreibt.“

In zwei Schritten erfolgt die Umwandlung in Mietwohnungen: nach einem Jahr ein Haus, nach drei Jahren die restlichen Häuser. Die Wohnungen sollen dann von Personen mit Dringlichkeitsschein gemietet werden können, heißt es.

Anfänglicher Widerstand der Anwohner

Anwohner teilen die Begeisterung eher nicht. Sie kritisierten die Höhe der Gebäude (und erreichten nur, dass letztlich drei- bis viergeschossige Häuser gebaut wurden), die Verkehrssituation und die angespannte Parkplatz-Lage – und dass das Bauvorhaben ohne Bebauungsplan durchgeführt wurde. Ein Bebauungsplanverfahren nach § 34 BauGB dauere in der Regel zwei bis drei Jahre. Im vorliegenden Fall entschied jedoch nicht die Bezirksversammlung Altona, sondern der Senat. Und der muss Zehntausende von „Schutzsuchenden“ unterbringen.

Am Ende ging alles ungewöhnlich schnell, dank der neuartigen seriellen Bauweise: Standardisierte Bauteile kommen beispielsweise für Decken und Balkone zum Einsatz. Die vorgefertigten Elemente werden auf der Baustelle miteinander verbunden, was Zeit spart. Mitte 2023 wurden die Anwohner informiert, jetzt sind die ersten Wohnungen bezugsbereit, Ende Oktober soll das ganze Areal fertig sein.

Die Bezeichnung der geplanten Unterkünfte wurde von UPW (Unterkunft mit der Perspektive Wohnen) zu Projekt „In Zukunft wohnen“ geändert, wohl weil es schöner klingt

Schöner wohnen als Pull-Faktor

Im Juli 2023 hatte der Senat beschlossen, die „Gebührenordnung für öffentlich veranlasste Unterbringung“ des städtischen Unternehmens F&W von 544 auf 733 Euro zu erhöhen. Mit der Gebührenerhöhung erhält F&W (übrigens mit einer 500 Millionen Euro in den Miesen) für eine vierköpfige Flüchtlingsfamilie monatlich 2.932 Euro. Im Vergleich dazu stehen einer vierköpfigen Hartz-IV-Familie in Hamburg nur 980 Euro pro Monat für die Unterkunft zur Verfügung. Für die Hamburger Steuerzahler bedeutet dies eine jährliche Mehrbelastung von über 100 Millionen Euro.

„In einer Unterkunft mit der Perspektive Wohnen leben Sie nicht nur mit Geflüchteten zusammen: Auch Menschen aus Hamburg können hier eine Wohnung mieten“, behauptet F&W. In einer Großen Anfrage vom 25. April 2023 wollte die Hamburger AfD-Fraktion wissen, ob dieses Versprechen der Durchmischung umgesetzt worden sei. Der Senat musste einräumen, dass „alle in den UPW-Einrichtungen untergebrachten Personen einen Asyl- oder Fluchthintergrund haben“.

Wie viele „Personen mit Dringlichkeitsschein“ in ein bis drei Jahren in der neuen Wohnanlage eine Bleibe finden, ist die Frage, ebenso, wie viele Einheimische darunter sind. Fest steht nur: Wenn die ersten „schutzsuchenden Familien mit Fluchthintergrund“ einziehen, werden sie schöne Bilder in die Heimat schicken, die noch mehr „Schutzsuchende“ animieren werden, sich auf den Weg ins schöne Hamburg zu machen, schreibt unser deutsches Partner-Portal NIUS, wo der Beitrag zu ursprünglich erschienen ist.