
Deutschland ohne Bunker: Wenn's knallt, hilft der Vorratsschrank
Schutzräume? Sind „nicht mehr zeitgemäß“, heißt es in Deutschland vom Bund. Statt Bunkern empfiehlt der Staat jetzt: Batteriebetriebenes Radio, Taschenlampe, Konserven. Zivilschutz 2025 bedeutet: Jeder sorgt für sich selbst – mit Dosensuppe und Dosenöffner.

Früher baute der Staat Bunker – heute bauen Bürger Regale.
Es klingt wie ein schlechter Witz, ist aber bitterer Ernst: Deutschland verabschiedet sich still und leise vom klassischen Bevölkerungsschutz mit öffentlichen Bunkern. Stattdessen setzt der Staat auf individuelle Vorsorge – mit Taschenlampe, Trinkwasser und Dosenfutter.
Nach Angaben des hessischen Innenministeriums existieren in Hessen aktuell noch 15 öffentliche Schutzräume mit rund 33.000 Plätzen – das bei mehr als 80 Millionen Einwohnern. Bereits 2006 hatte der Bund entschieden, diese Bunker sukzessive aus der Nutzung zu nehmen. Heute sei die flächendeckende Bereitstellung „kein zeitgemäßer Ansatz“ mehr, wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) betont.

Zivilschutz neu: Jeder ist sich selbst der Nächste
In einer aktuellen Mitteilung heißt es aus Wiesbaden: Die Einsatzbereitschaft bestehender Schutzräume sei „grundsätzlich möglich“, allerdings nur mit umfassenden Reaktivierungsmaßnahmen. Zuständig sei ohnehin der Bund – und der verfolgt inzwischen andere Pläne. Anstelle massiver Schutzräume setzt man auf private Krisenvorsorge. Der BBK-Rat: Taschenlampe, Batterien, batteriebetriebenes Radio, Wasser und ein Lebensmittelvorrat für mehrere Tage.
Die Begründung: Die Bedrohungsszenarien hätten sich verändert, der Kalte Krieg sei nicht mehr vergleichbar mit heutigen Gefahren. Und: Selbst damals hätten maximal zwei Prozent der Bevölkerung in Bunkern Platz gefunden.

Bunkerstimmung passé – aber die Gefahr bleibt
Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist die Bedrohungslage in Europa wieder real. Doch statt in Schutzräume zu investieren, verlagert die Politik die Verantwortung zunehmend auf den Einzelnen. Der neue Zivilschutz klingt damit mehr nach Survival-Training als nach staatlicher Vorsorge.
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) sagt dazu: „Jeder kann einen Beitrag zur Krisenfähigkeit des Gemeinwesens leisten.“ Dazu gehöre eben auch ein persönlicher Vorrat – mit Dosenravioli, Wasserflaschen und Campingkocher.
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