Doch keine Dürre-Katastrophe am Gardasee: Medien blamieren sich mit Klimapanik
Der Gardasee vertrocknet, der Region geht das Wasser aus: Das berichten seit Tagen und Wochen immer mehr deutsche Medien. Experten, Bauern, Touristen und Hoteliers vor Ort schütteln den Kopf. Irritiert fragen sie sich, von welcher Realität hier eigentlich die Rede ist…
Der Gardasee ist mit seiner Fläche von knapp 370 Quadratkilometern der größte See Italiens. Zuletzt überschlugen sich deutschsprachige Medien mit immer dramatischeren Schlagzeilen. Sogar der Fortbestand des oberitalienischen Sees schien gefährdet. Ein kleines „Best of“: „Dürre in Italien: Trockenheit verändert Gardasee“, „Gardasee so trocken, wie seit 70 Jahren nicht: ‚Sehr tiefe Krise‘ – Bevölkerung denkt teils schon um“, „Massive Trockenheit am Gardasee: Neue Daten zeigen, wie drastisch der Wasserstand gesunken ist“, „Alarmierende Aufnahmen: Beliebtes Urlaubsziel fällt trocken – Gardasee nur noch zu 38 Prozent gefüllt“.
Landwirte, Touristen und See-Experten sind irritiert
Die Kernaussagen der Schock-Meldungen: Eine beispiellose Dürre bedrohe den See, Italien befände sich in Panik. Die Wasserstände des Gardasees und des Flusses Po hätten Tiefstwerte erreicht. Von existenzieller Bedrohung für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung ist zu lesen. Die Bauern müssten bereits auf Pflanzen mit geringerem Wasserbedarf umsatteln.
Doch vor Ort zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Die Landwirte sind unbesorgt, den berühmte Olivenbäumen der Region Trentino geht es prächtig. Touristen und Hoteliers melden sich mittlerweile zu Wort, und ebenso See-Experten: Sie alle sind – höflich formuliert – irritiert über die Berichte.
„Dürre ist momentan kein Thema“
Die Biologin Giovanna Pellegrini von der Umweltschutz-Agentur der Region Trentino (APPA) kann die Aufregung nicht nachvollziehen: „Ein bisschen weniger Wasser hat keinen Einfluss auf die Gewässerqualität. Seit 1988 führen wir Ermittlungen über die Gewässerqualität durch. Die Dürre ist momentan kein Thema für die Gesundheit des Sees“, unterstreicht sie gegenüber dem Portal „TouristikNews“ in einem Video.
Die kuriosen Pegel-Angaben in den Medien beziehen sich auf den sogenannten Nullpunkt. Der Pegel liegt zurzeit noch 45 Zentimeter über diesem Punkt. Sobald dieser Punkt erreicht wird, werden vorbeugende Maßnahmen eingeleitet und das Ablassen von Wasser gestoppt. Das beunruhigt hier allerdings niemanden: Der See hat eine Durchschnittstiefe von 133 bis 136 Metern und an den tiefsten Stellen ist er sogar 346 Meter tief.
Genügend Trinkwasser, ausreichend Bewässerung für Landwirtschaft
In der Agrarwirtschaft hält man den derzeitigen Pegelstand für normal. Giorgio Planchensteiner, Präsident des lokalen Bewässerungsverbands, meint: „Diese Schlagzeilen sind wirklich sinnlos.“ Er hält fest: „Wir müssen zurück in die Vergangenheit blicken. Diese Situation ist nicht neu. Wir haben seit 20 Jahren mit Wasser sorgsam gehandelt. 2003 zum Beispiel, als es auch eine Dürre gab, ist der Bewässerungsverband entstanden, der über 1300 Hektare bewirtschaftet. Mit einem Tröpfchen-Bewässerungsverfahren können wir Wasser für diese ganze Fläche befördern.“
Fazit: „Das Wasser, das wir für die Landwirtschaft benutzen, kommt vom Fluss, das Trinkwasser kommt von den Quellen und es gibt wirklich keine Probleme in der Landwirtschaft.“
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