Wie die Kronen Zeitung berichtet, ist in Radmer (Bezirk Liezen) ein 49-jähriger Familienvater nach einem medizinischen Notfall gestorben, weil der Notarzt erst nach rund 45 Minuten eintraf. Der Vorfall ereignete sich am 13. Oktober, nur kurze Zeit nach dem Tod eines 19-Jährigen in St. Gallen. Damit steht das steirische Notarztsystem erneut im Fokus massiver Kritik.

Kampf gegen Zeit und Wetter

Laut ÖAMTC war der Einsatz von Beginn an durch Wetterbedingungen erschwert. „Kurz vor 18 Uhr brach der Mann zusammen. Der Alarm ging um 18.03 Uhr ein, Start war um 18.11 Uhr, Landung um 18.38 Uhr“, bestätigte der ÖAMTC gegenüber der Krone.

Der Rettungshubschrauber konnte den Einsatzort zunächst nicht anfliegen – dichter Nebel und starker Wind zwangen das Team zum Abbruch des ersten Anflugs. „Das Wetter war grenzwertig, ein erweiterter Wettercheck war notwendig. Ein direkter Anflug wurde versucht, musste aber abgebrochen werden. Letztlich gelang die Landung direkt am Notfallort“, so der ÖAMTC.

Ein Sanitäter sagte zur Krone: „Fast 45 Minuten vergingen, bis das Notarztteam eintraf. Zum Glück waren innerhalb kürzester Zeit fünf First Responder vor Ort.“

Abgelegene Region kämpft mit Strukturproblemen

Auch Bürgermeister Klaus Gottsbacher kennt die Schwierigkeiten in der Bergregion: „Wir leben hier auf 750 bis 1.000 Metern Seehöhe. Nebel und starke Winde erschweren Landungen regelmäßig. Zudem sind unsere Orte weit verstreut.” Die Forderung nach einem bodengebundenen Notarztstützpunkt wird lauter – viele Gemeinden entlang der steirischen Eisenstraße fühlen sich im Stich gelassen.

„Ein blinder Fleck der Notfallmedizin“

Notärztin Andrea Kalloch bringt die Wut vieler Kollegen auf den Punkt: „Die steirische Eisenstraße wurde längst als notfallmedizinischer blinder Fleck identifiziert. Dass hier trotzdem nichts passiert, ist unerträglich.“ Sie betont: „Bodengebundene Notärzte und Flugrettung sind keine Konkurrenz, sondern eine lebensrettende Kombination. Gerade ihr Zusammenspiel kann den entscheidenden Unterschied machen.“

Der Fall sorgt auch politisch für Bewegung: Während Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) bislang keine Stellungnahme abgab, kündigte die SPÖ an, einen Antrag für ein fixes Notarztsystem im Landtag einzubringen. Der Samariterbund fordert zudem eine Reform des Sanitätergesetzes, vor allem für ländliche Regionen wie diese.