
Eklat! Türkische Bandenmitglieder attackieren griechischen Geheimdienst
Flucht nach Bulgarien gescheitert – Festnahme von drei Tatverdächtigen. Tote und Verletzte soll es laut aktuellen Berichten keine geben. Die Beziehung der beiden NATO-Staaten durchläuft einen Stresstest.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland sind durch einen Angriff von türkischen Kriminellen auf Mitglieder des griechischen Geheimdienstes EYP einem Stresstest unterzogen worden. Drei Verdächtige wurde laut Medien bis Dienstag festgenommen. Sie hatten am 27. Mai nahe Thessaloniki eine Gruppe von Geheimdienstmitarbeitern beschossen. Tote oder Verletzte wurden aber nicht vermeldet. Der Vorfall sorgte jedoch auch bilateral auf diplomatischer Ebene für Verstimmung.
Einer der Gesuchten wurde in Folge in einem Bergdorf des griechischen Teils der Rhodopen festgenommen. Er wurde bei der Fahndung durch den Einsatz von Drohnen geortet, hieß es. Der 49-Jährige versuchte offenbar, nach Bulgarien zu flüchten. Er nahm dann aber angesichts verstärkter Grenzkontrollen und -patrouillen von seinem Plan Abstand. Er soll laut Polizei am Steuer jenes Jeeps gesessen sein, von dem aus die Attacke auf die Mitarbeiter des Nationalen Nachrichtendienstes (EYP) erfolgte. Er soll auch selbst auf die EYP-Beamten geschossen haben. Der Festgenommene hielt sich legal in Griechenland auf, da ihm im März 2023 Asyl gewährt worden war. Der Mann wird am Mittwoch vor Gericht erscheinen müssen, ihm wird versuchter Mord, Mittäterschaft sowie illegaler Besitz und Gebrauch einer Schusswaffe vorgeworfen.
Zwei Bandenmitglieder flüchteten nach Bulgarien
Zwei weiteren mutmaßlichen Bandenmitgliedern wiederum gelang schon die Flucht nach Bulgarien. Nach einem Tipp der griechischen Exekutive gingen sie aber am Dienstag der bulgarischen Polizei in der Stadt Swilengrad nahe der türkischen Grenze ins Netz. Es handle sich um Mitglieder der berüchtigten türkischen Verbrechergang “Daltons”, hieß es seitens der hellenischen Polizei. Es wird angenommen, dass sie aktiv an Morden, Erpressungen und Drogenhandel beteiligt waren.
Griechenlands Geheimdienst und Polizei waren Hinweisen nachgegangen, die in die Region Thrakien führten, wo die Fahndung nach dem Trio in den vergangenen Tagen intensiviert worden war. Thrakien erstreckt sich grenzüberschreitend auf Griechenland, Bulgarien und die Türkei. Die EYP hatte zuvor eine monatelange Operation durchgeführt, um die Präsenz und die Aktivitäten türkischer Netzwerke des organisierten Verbrechens in Griechenland zu erfassen. Griechischen Medienberichten zufolge ist es aber auch möglich, dass die türkischen Gangster die Geheimdienstmitarbeiter für eine konkurrierende Bande hielten und daher den Angriff starteten.
Schwelende Konflikte zwischen NATO-Partnern Griechenland und Türkei
Die beiden NATO-Mitglieder Griechenland und die Türkei sind bereits seit langer Zeit mit diversen bilateralen Streitigkeiten konfrontiert. Dabei geht es neben gelegentlichen Uneinigkeiten bezüglich des Handlings der Migrationsthematik vor allem um Hoheitsrechte und Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer. Athen hatte sich in der jüngeren Vergangenheit öfters besorgt über eine dort bemerkbare Verstärkung der militärischen Präsenz der Türkei gezeigt. Zuletzt kam es des Öfteren zu kleineren Zwistigkeiten in den Bereichen der Marine oder Luftwaffe.
Griechenlands konservativer Premier Kyriakos Mitsotakis hatte dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in den vergangenen Monaten mehrmals vorgeworfen, die Souveränität Griechenlands über Dutzende Ägäis-Inseln in Frage zu stellen. Erdoğan wiederum drohte wiederholt mit einer Invasion auf griechischen Inseln, weil diese von Hellas militarisiert worden seien.
Ein weiterer Brennpunkt ist die Zypern-Frage. Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention de facto zweigeteilt. Im Norden gibt es die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Die Regierung der EU-Inselrepublik in Nikosia kontrolliert den Süden der Insel. Während die türkischen Zyprioten eine Zwei-Staaten-Lösung fordern, setzen die griechischen Zyprioten und die UN auf eine Wiedervereinigung.
Kommentare