Bei dem 23-jährigen Guineer aus Beelitz-Heilstätten, der in dringendem Tatverdacht steht, den 24-jährigen CDU-Politik Christoph Rosenschon getötet zu haben, handelt es sich um Mahmadou-Alpha B. Das erfuhr “NIUS” aus Sicherheitskreisen.

Der Guineer ist nach jetzigem Erkenntnisstand im Jahr 2017 in die knapp 1700 Einwohner kleine Gemeinde südlich von Potsdam gekommen. Seit August 2022 absolvierte er eine Ausbildung als Pflegeassistenz in einer Klinik.

Die Tätigkeit, der der Guineer nachging, wurde durch einen Bericht der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) aus dem Oktober 2024 publik. Damals porträtierte die Zeitung Bewohner eines Mehrfamilienhauses, das früher ein Männersanatorium war und heute ein Apartmentblock ist. Die MAZ-Reporterin begegnete damals einem Mann, der gut Deutsch gesprochen haben soll – und Nachbarn mit „Na, alles jut?“ grüßte. Auch das Foto dieses Artikels stammt aus dem damaligen Zeitungsbericht. Zwar hat die MAZ dieses im eigenen Artikel gelöscht, doch im Google Cache war es bis gestern Abend einsehbar.

Geständig, 2016 nach Deutschland gekommen, keine Vorstrafen

Wie die SPD-Innenministerin Brandenburgs Katrin Lange mitteilte, war der Mann der Polizei bisher nicht wegen Straftaten bekannt. Auch soll B. nach derzeitigem Kenntnisstand nicht ausreisepflichtig gewesen sein. Damit widersprach Lange einem Medienbericht der “Welt” vom Montag, wonach der Asylbewerber Duldungsstatus gehabt hat.

Vielmehr verfüge der 2016 nach Deutschland eingereiste Guineer eine Aufenthaltserlaubnis bis zum 23. Januar 2025, deren Verlängerung fristgerecht beantragt worden sei. Weiter hieß es, dass er die Taten gestanden habe. Am Dienstag teilte die Staatsanwaltschaft gegenüber “NIUS” mit, dass inzwischen Haftbefehl gegen den Mann erlassen wurde.

In welcher Beziehung standen B. und der Politiker?

In dem Apartmentkomplex soll B. vor zwei Wochen den CDU-Nachwuchspolitiker Christoph Rosenschon getötet haben. Medienberichte, wonach dem Opfer die Kehle durchgeschnitten wurde, decken sich mit NIUS-Recherchen. Der Leichnam Rosenschons soll dabei nach NIUS-Informationen mitunter „brutale“ Einstichwunden aufgewiesen haben. Eine Person, die Rosenschon kannte, sagte etwa, dass das Opfer regelrecht „massakriert“ worden sei. Rosenschon, der sich etwa bei der Jungen Union engagierte und als Lagerist arbeitete, lebte nach NIUS-Informationen im gleichen Haus wie B.

Rosenschon, der zweite von rechts in der ersten Reihe, bei einer CDU-Veranstaltung in Brandenburg.JU/JU

Unklar ist, wie B. in Rosenschons Wohnung gelangen konnte – und ob Opfer und Täter sich kannten. Die Ermittlungen gestalteten sich wohl auch deshalb lange schwierig, weil es bei dem Mord an Rosenschon keine Zeugen gab und im Nachgang der Tat ein Brand ausgebrochen war. Ob die Brandursache im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt steht, ist nach Informationen von NIUS aktuell Gegenstand von Ermittlungen. Wie die MAZ unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, soll B. den Polizisten jedoch am Tag der ersten tödlichen Tat aufgefallen sein, „weil er nervös gewesen sei und Retter auf das Opfer in der Brandwohnung hingewiesen habe.“ Nach der Tötung am 14. Januar wohnte der Guineer zwei Wochen lang unbehelligt an seiner Wohnadresse – bevor er erneut zuschlug.

Flucht aus dem Fenster

In der Nacht von Samstag auf Sonntag soll der 23-jährige Guineer versucht haben, eine 54-jährige Ukrainerin zu töten. Diese soll B. gewürgt haben, bevor er ihr eine Stichverletzung zufügte – und anschließend selbst aus dem Badezimmerfenster sprang. Die Polizei konnte ihn noch am Tatort festnehmen. In welchem Verhältnis die Ukrainerin und der Guineer standen, ist unklar; wie die “Bild” berichtet, soll sich die Frau zuvor in der Wohnung des Täters aufgehalten haben und von ihm massiert worden sein.

Kerzen und Blumen am Tatort, daneben Zigaretten im Andenken an Rosenschon, der gerne geraucht hat.NIUS/NIUS

Am Dienstag wurde der besagte Apartmentkomplex weitflächig abgesperrt. Die Polizei verwies mehrfach Journalisten von dem Areal und berief sich dabei auf Hausrecht. Auch Zufahrtsstraßen wurden im Laufe des Tages gesperrt.

Der parteilose Bürgermeister der Stadt Beelitz, Bernhard Knuth, zeigte sich am Montag „erschüttert und zutiefst betrübt, dass es in Beelitz-Heilstätten erneut zu einer schweren Straftat gekommen ist“. Den Betroffenen sprach er Mitgefühl und Anteilnahme aus. Er wisse, dass solche Taten die öffentliche Debatte befeuern könnten. Auch deshalb hoffe er, „dass die politisch Verantwortlichen in unserem Land aus den Vorfällen der letzten Zeit die notwendigen Konsequenzen ziehen.“ Eine Person vor Ort teilte mit, dass man sich angesichts solcher bestialischen Taten nicht wundern brauche, warum die AfD in Brandenburg immer stärker werde.

Das Opfer: stets im Dienst der Christdemokraten

Ein Blick auf die sozialen Medien des ermordeten CDU-Politikers Rosenschon zeigt derweil einen engagierten jungen Mann, der bis in die Haarspitzen für seine Partei gebrannt haben muss. So war der Lagerist bei Wochenenden der Jungen Union, engagierte sich im Wahlkampf, nahm an Veranstaltungen teil. Auf Facebook markierte er hunderte CDU-Seiten mit „Gefällt mir“ – vom CDU-Ortsverband Kremmen über die Junge Union Ostprignitz-Ruppin bis zur Mittelstandsunion Braunschweig. Fotos auf Instagram zeigen den 24-Jährigen, wie er etwa Wahlplakate der CDU-Politikerin Saskia Ludwig aufhängt – und einen CDU-Flyer mit Law & Order-Positionen bewirbt, darunter eine „Taskforce Abschiebung“, Stärkung der Justiz und mehr Polizeikräfte.

2021 brachte Rosenschon Plakate für die CDU-Politikerin Saskia Ludwig anhfz/hfz

Am Montag teilte der Kreisverband Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft Potsdam (CDA) mit: „Was für eine schreckliche und sinnlose Tat, wir trauern um unser Mitglied Christoph. Seinen Angehörigen und Freunden wünschen wir viel Kraft. Ruhe in Frieden, lieber Christoph.“

Ansonsten blieb es auf Accounts der Christdemokraten auffällig ruhig. Weder Landes- noch Bundespolitiker äußerten sich zu dem Fall – oder kondolierten öffentlich.

Auf der Website der CDU-Beelitz wurde der Eintrag von Christoph Rosenschon ohne Erklärung gelöscht.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf unserem deutschen Partner-Portal NIUS erschienen.