Expertin in ZIB2: Wir brauchen einen „Führerschein für Social Media!“
Immer mehr Jugendliche verlieren sich in TikTok & Co. Bildungsexpertin Elke Höfler warnt in der ZIB2: „Kinder brauchen Training für die zweite Welt.“ Ihr Vorschlag: ein Führerschein für Social Media – auch Eltern sollen in die Pflicht.
„Wir lassen Kinder ohne Training in diese Welt hinein. Es braucht einen Führerschein für Social Media.“Screenshot ORF ON/ORF
Die Debatte um Kinder und Smartphones flammt in Österreich erneut auf. Seit dem 1. Mai gelten in Schulen teilweise Handyverbote – mit Ausnahmen für den Unterricht. Doch die Nutzung von TikTok, Instagram & Co. bleibt ein Dauerbrenner. Jetzt fordert die Grazer Bildungsexpertin Elke Höfler im ZIB2-Interview eine drastische Maßnahme: einen „Führerschein für Social Media“.
„Eine Altersgrenze ab 14 sollte unbedingt eingehalten werden, eine Ausdehnung auf 16 wäre empfehlenswert. Wir können es aber nicht kontrollieren“, so Höfler.
„Kinder brauchen einen Schutzraum“
Höfler, Professorin an der Universität Graz, zieht im Gespräch einen deutlichen Vergleich: „Jugendliche brauchen einen gewissen Schutzraum. Man kann es mit einer Führerscheinprüfung vergleichen.“
Damit meint sie: So wie man das Autofahren erst lernen muss, sollte auch der Umgang mit sozialen Medien trainiert werden. Kinder würden derzeit „ohne Vorbereitung“ in eine zweite, digitale Welt entlassen. „Wir lassen Kinder und Jugendliche aber ohne Training in diese Welt hinein. Es braucht einen Führerschein für diese zweite Welt“, betont die Expertin.
Eltern und Erwachsene in der Pflicht
Neben Jugendlichen sieht Höfler auch die Erwachsenenwelt in der Verantwortung. „Auch Eltern sollen in die Pflicht genommen werden und als Vorbilder agieren. Gerade jetzt mit KI-Inhalten und Fake-News“, mahnt sie.
Das Problem sei jedoch viel größer, denn auch viele Erwachsene würden sich in der digitalen Informationsflut verirren: „Auch viele Erwachsene kommen mit dieser Filterblase nicht immer zurecht. Bei Jugendlichen wird zusätzlich die Identitätsbildung beeinflusst. Es gibt keine Kontrollinstanz.“
„Niemand kann sie aufhalten“
Knapp 70 Prozent der Jugendlichen in Österreich geben zu, dass sie sich von TikTok & Co. nicht lösen können. Das zeigt, wie groß die Abhängigkeit bereits ist.
Höfler erklärt: „Inhalte werden unreflektiert in das Gedächtnis übernommen und setzen sich unbewusst. Mit einer aktiven Nutzung nach einem Führerschein-Modell wäre das zumindest teilweise gesteuert.“
Doch die Realität bleibt ernüchternd: „Niemand kann die Jugendlichen aktuell daran hindern, Social Media zu nutzen.“ Ein verbindlicher „Führerschein“ wäre laut Höfler daher nicht nur pädagogisch sinnvoll, sondern auch eine Möglichkeit, Eltern und Schulen stärker einzubinden.
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