Seit Samstagnachmittag steht eine Recycling-Anlage nahe Lienz (Osttirol) in Flammen und es gibt bis jetzt keine Entwarnung. Mehr als 200 Feuerwehrleute kämpfen ununterbrochen gegen das Großfeuer, das sich teils explosionsartig ausgebreitet hatte. Die Bevölkerung wurde per AT-Alert in sieben Gemeinden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten und den Aufenthalt im Freien zu vermeiden.

Rauch, Hitze, Explosionen – Einsatzkräfte in Daueralarm

Am Samstag gegen 13:30 Uhr begann der Großbrand auf dem Gelände der Recyclinganlage in Nußdorf-Debant (Bezirk Lienz). Rasend schnell breiteten sich die Flammen aus, eine Halle wurde erfasst, es kam zu mehreren teils heftigen Explosionen. Fünf Feuerwehrleute wurden verletzt, Einsatzfahrzeuge beschädigt. Erst als massive Wasserwerfer zum Einsatz kamen, gelang es, das Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Laut Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagements, war das Ziel der Nacht, eine Ausbreitung über das Gelände hinaus zu verhindern – das sei gelungen. Der Sperrkreis bleibt dennoch bestehen, denn „vor den Einsatzkräften liegt noch ein hartes Stück Arbeit“, so Rizzoli.

Der Brand zog dichte Rauchschwaden über das gesamte Tal, selbst am Sonntagmorgen war der Geruch noch deutlich wahrnehmbar. „Im ganzen Talboden riecht es nach Rauch, auch in der Luft sieht man Partikel“, schilderte ein Augenzeuge gegenüber der „Krone“.

Neben den 13 eingesetzten Feuerwehren aus Osttirol wurden zusätzliche Katastrophenzüge aus Kitzbühel, Kufstein und Oberkärnten nachalarmiert. Tanklöschfahrzeuge, Pumpen und kilometerlange Schlauchleitungen unterstützen die Löscharbeiten. Die Polizei riegelte das gesamte Gebiet ab – „Zu gefährlich“, hieß es. Auch Drohnen kamen zum Einsatz, um die Lage aus der Luft zu überwachen.

Bahnverkehr eingestellt, Strom abgeschaltet, Veranstaltungen gestrichen

Der Brand hatte auch massive Auswirkungen auf die Infrastruktur: Zwischen Lienz und Oberdrauburg wurde der Zugverkehr eingestellt. Schwimmbäder wurden evakuiert, Veranstaltungen abgesagt, im Nahbereich des Feuers kam es zu bewussten Stromabschaltungen, um Leitungen und Masten vor Flammenschäden zu schützen.

Das Land Tirol appellierte an die Bevölkerung, angesichts der Lage auf die traditionellen Herz-Jesu-Feuer zu verzichten. Sollte noch ein weiterer Brand ausbrechen, könnten nicht mehr ausreichend Einsatzkräfte zur Verfügung stehen.

Warnung bleibt aufrecht

Wie lange der Einsatz noch andauert, ist derzeit unklar. Die Warnung an die Bevölkerung bleibt auch am Sonntag aufrecht. In den Gemeinden Nußdorf-Debant, Lienz, Iselsberg-Stronach, Lavant, Tristach, Dölsach und Nikolsdorf wurde per AT-Alert auf die akute Gefahrenlage hingewiesen.

Die Ursache für den Brand ist aktuell noch nicht bekannt. Die Ermittlungen dazu laufen parallel zum laufenden Großeinsatz. Für viele Osttiroler bleibt vorerst nur: Fenster zu, drinnen bleiben – und hoffen, dass die Lage bald entschärft werden kann.