Noch nie hat Flix so tief in die Tasche gegriffen. Insgesamt 2,4 Milliarden Euro will der Konzern in 65 Hochgeschwindigkeitszüge des spanischen Herstellers Talgo stecken. Ergänzt wird die Flotte durch Lokomotiven aus der Vectron-Baureihe von Siemens. Verbindlich zugesagt ist bislang rund eine Milliarde Euro für Züge und Wartungsverträge.

Flix-Chef André Schwämmlein macht deutlich: Mit dem Ausbau der Zugflotte startet das Unternehmen eine neue Ära des Zugreisens in Deutschland und Europa. Man wolle nicht nur den Marktanteil erhöhen, sondern auch den Markt selbst deutlich vergrößern.

Vom Bus-Pionier zum Bahn-Herausforderer

Seit seiner Gründung 2013 hat sich Flix vom Fernbusbetreiber zum internationalen Mobilitätskonzern entwickelt. Nach der Übernahme von Greyhound in den USA und dem Einstieg in Märkte wie Indien und Mexiko steht nun die Schiene im Fokus. Schon 2017 erhielt Flix die Zulassung für den Eisenbahnverkehr in Deutschland, bediente aber bisher nur rund 50 Städte mit 13 Zügen – betrieben von Partnerfirmen.

Mit den neuen Talgo-Zügen, die bis zu 230 km/h erreichen sollen und europaweit einsetzbar sind, will FlixTrain erstmals als Eigentümer auftreten – und auf ICE-Strecken ernsthaft mit der Bahn konkurrieren. Die Deutsche Bahn hat mit 406 ICE-Zügen zwar weiterhin einen deutlichen Größenvorteil, doch Flix setzt auf Wachstum und politische Rückenwinde.

Rückenwind aus der Politik?

Ein Teil der Hoffnung von Flix-Chef Schwämmlein liegt auf der veränderten politischen Landschaft. CDU und SPD haben milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur angekündigt, ebenso eine Reform der Trassenpreise – ein Dauerstreitthema zwischen Flix und der Deutschen Bahn. Schwämmlein kritisiert seit Jahren, dass „die Entgelte die Deutsche Bahn bevorzugen“, weil sie nicht nur das Netz betreibe, sondern es auch selbst nutze.

Neue Routen, neue Märkte

Welche Strecken Flix mit den neuen Zügen künftig bedienen will, bleibt vorerst offen. Sicher ist jedoch, der Konzern will mehr – und über Deutschland hinaus wachsen. FlixTrain soll, so Schwämmlein, ein „europäisches Produkt“ werden. Bis zu 650 Destinationen könnten in Zukunft über Kooperationen angebunden werden.

Neue Partner, neue Power

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Flix mit frischem Kapital ausgestattet: Der schwedische Finanzinvestor EQT und der Hamburger Logistikmilliardär Michael Kühne beteiligten sich mit fast einer Milliarde Euro an dem Unternehmen – für einen Anteil von rund 35 Prozent. Ein Börsengang ist damit vorerst vom Tisch, das Wachstum auf der Schiene aber steht erst am Anfang.