Ein ungustiöser Ausschnitt aus dem ATV-Format “Das Geschäft mit der Liebe” hat in den vergangenen Tagen für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Es war vor allem “Falter”-Chefredakteur Florian Klenk, der schwere Geschütze gegen die Sendung aufgefahren hat: Seine heftigen Vorwürfe gipfelten schließlich in Behauptungen, wonach das Format eine angebliche Nähe zu Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Sexsklavinnen habe.

Doch das dürfte überhaupt nicht der Realität entsprechen. Wie Produzent Andreas Mannsberger jetzt in mehreren Interviews klargestellt hat, arbeitet die Produktionsfirma im Hintergrund mit zahlreichen Absicherungen. Demnach werden die Dreharbeiten im Ausland von einem Wiener Polizeibeamten begleitet, der auf das Thema Frauenhandel spezialisiert ist. Er kann vor Ort sicherstellen, dass alles mit rechten Dingen abläuft. Als “Spezialist” erkenne er sofort, ob Nötigung oder Frauenhandel im Spiel sei und könne dies unterbinden, erklärte der Sendungsmacher.

Allein diese Personalie zeigt, dass der Sender seine Verantwortung bei diesem Thema sehr ernst nimmt. Bei der in dem ungustiösen Ausschnitt gezeigten Dame handelt es sich laut Mannsberger auch nicht wie von Kritikern behauptet um eine Prostituierte, sondern um eine junge Frau aus Thailand, die an dem Abend dort zum Feiern war. Er verteidigt sich im “Falter”-Podcast: “Zu sagen, dass wir hier Menschenhandel dokumentieren, ist definitiv falsch.” Demnach kommen oftmals Frauen aktiv auf das Kamerateam zu, um zu fragen, ob sie an dem Format teilnehmen dürfen. “Wir dokumentieren weder Sex, noch wirklichen Frauenhandel (…) Die teilnehmenden Damen kennen die Sendung.” Als Klenk im Interview versucht, die Rolle und des Übersetzers in Frage zu stellen, fährt Mannsberger entschieden dazwischen: “Man muss nicht irgendwo mehr vermuten als dahinter ist.”

Und er spielt den Ball an Klenk zurück: “Ist das nicht auch irgendwie frauenfeindlich von Ihnen, wenn Sie jetzt sagen, dass das alles Prostituierte seien, obwohl das nur Frauen sind, die auf einer Partyinsel Spaß haben wollen? Ist das nicht auch eine Verengung, wenn Sie den Frauen vorwerfen, sie wüssten nicht, was sie tun und die Frauen einfach nur Spaß mit den Männern haben wollen?”

"Grindig bis tief": Ex-Puls24-Chefredakteur teilt gegen ATV-Format aus

Spannend war in dem Kontext auch, wer sich in der Debatte alles zu Wort gemeldet hat: Der Journalist Stefan Kaltenbrunner, der lange Zeit als Chefredakteur des ATV-Schwestersenders Puls 24 tätig war, stimmte Klenk in seiner Kritik zu: “Interessante Debatte zwischen Doppelmoral und Heuchelei, die sich aber mehr über die Form der Kritik, als am Inhalt der Sendung aufhängt. Letzteres wäre wohl zielführender. Trash-TV ist grindig bis tief, die aktuelle ATV-Folge überschreitet schlicht die eh schon sehr weit definierten Grenzen.”

Der Sender jedenfalls nimmt die öffentliche Kritik sehr ernst und hat auch umgehend reagiert: Die umstrittene Folge des Formats ist aus dem Programm genommen worden. Die Qualitätskontrolle habe versagt. Die Medienbehörde Komm Austria hat angekündigt, das Format prüfen zu wollen, das in seiner 15-jährigen Geschichte so illustre Figuren wie Love-Coach Robert Nissel und den Boxer Mario Orsolics hervorgebracht hat.