
Historischer Tiefstand: So wenige Babys wie seit 1951 nicht mehr
Statistik Austria schlägt Alarm: Österreich droht 2025 das geburtenschwächste Jahr seit Bestehen der Zweiten Republik. Abtreibungsarzt und GynMed Leiter Fiala fordert Ursachenforschung ohne Scheuklappen – auch das Pensionssystem steht auf dem Spiel.
Die neuesten Zahlen der Statistik Austria offenbaren eine dramatische Entwicklung: Im ersten Quartal 2025 wurden in Österreich so wenige Kinder geboren wie seit über 70 Jahren nicht mehr. Besonders der Februar markiert einen historischen Tiefpunkt – kein anderer Monat seit 1951 wies so niedrige Geburtenzahlen auf.
Setzt sich dieser Abwärtstrend fort, könnte das Jahr 2025 als geburtenschwächstes Jahr in die Geschichte der Zweiten Republik eingehen – noch unter dem bisherigen Negativrekord von 2001 mit 75.458 Geburten. Laut aktuellen Hochrechnungen ist heuer nur mehr mit etwa 74.000 Neugeborenen zu rechnen – trotz einer um 15 Prozent gewachsenen Bevölkerung im Vergleich zu damals.
Rückgang trotz Kinderwunsch – Was läuft falsch?
Gynäkologe und Gründer des Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, DDr. Christian Fiala warnt eindringlich: „Die Entwicklung ist besorgniserregend. Wir beobachten seit 2021 einen regelrechten Absturz der Geburtenzahlen. Zwar hat sich der Rückgang 2023 kurzzeitig verlangsamt – heuer jedoch zieht er wieder deutlich an.“
Besonders auffällig: Der Kinderwunsch bleibt hoch. Laut einer repräsentativen Umfrage des Integral-Instituts im Auftrag des Gynmed-Ambulatoriums (November–Dezember 2024) wünschen sich 40 Prozent der Menschen in Österreich ein Kind oder ein weiteres – derselbe Wert wie bereits 2016. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 65 Prozent, die Eltern werden wollen.
Tiefstand bei der Fruchtbarkeit – Ursachen unklar
Ein weiterer alarmierender Befund: Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau sank 2024 auf nur noch 1,31 – so tief wie nie zuvor in der Zweiten Republik. Zum Vergleich: 2022 lag dieser Wert noch bei 1,41.
„Besonders beunruhigend ist, dass wir über die Ursachen dieser dramatischen Entwicklung noch viel zu wenig wissen“, sagt Fiala. Weder der Wunsch nach Kindern noch die demografische Entwicklung könne den Einbruch erklären. Es brauche dringend umfassende und offene Forschung – auch zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Faktoren.
Demografie-Schock trifft alle – auch das Pensionssystem
Der drastische Geburtenrückgang betrifft nicht nur Einzelne, sondern die gesamte Gesellschaft. „Ein unerfüllter Kinderwunsch ist für die Betroffenen mit großem Leid verbunden“, betont Fiala. Doch das Phänomen habe längst eine Dimension erreicht, die tiefgreifende Konsequenzen für das Land habe: „Wenn 14 Prozent weniger Kinder geboren werden, obwohl mehr Menschen in Österreich leben, dann gerät unser gesamtes System aus dem Gleichgewicht.“
Besonders das Pensionssystem steht unter Druck: Weniger junge Menschen bedeuten langfristig weniger Beitragszahler – und das in einer alternden Gesellschaft. Fiala fordert daher: „Wir müssen handeln. Jetzt. Wir brauchen eine ernsthafte Analyse der Ursachen und konkrete Maßnahmen, damit Menschen ihren Kinderwunsch auch tatsächlich leben können.“
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