Israel: Den einstigen Impfchampion plagen steigende Infektionszahlen
Nach einem raschen Impffortschritt stagniert Israels Impfquote nun bei 62 Prozent. Der Grund: Ultraorthodoxe Juden und arabische Israelis wollen sich nicht impfen lassen. Gemeinsam machen sie mehr als ein Drittel der Bevölkerung aus. Nun steigen die Infektionszahlen und Hospitalisierungen wieder an.
Den einstigen Impf-Spitzenreiter plagen wachsende Infektionszahlen und Hospitalisierungen. Am Sonntag wurden in Israel 7700 Neuinfektionen gemeldet, und die Spitäler füllen sich ebenfalls mit neuen Covid-Patienten, mehr als 645 davon in ernstem und 155 in kritischem Zustand. Solche Spitzenwerte wurden zuletzt im März erreicht.
Dabei hatte Israels Regierung zunächst im Juni den Sieg über die Pandemie verkündet und die letzten Beschränkungen aufgehoben. Das entpuppte sich als verfrüht. Seit Sonntag gelten neue Restriktionen, darunter die Maskenpflicht, eine verschärfte Testpflicht und Beschränkungen der Personenzahl bei Veranstaltungen.
Die meisten Impfverweigerer wollen sich auch künftig nicht impfen lassen
Ein Hauptproblem Israels: Der so rasche Impffortschritt stagniert bei einer Impfrate von 62,9 Prozent. Dort verharrt er mittlerweile seit Wochen. Jene rund eine Million Menschen, die sich bisher nicht impfen lassen wollten, haben auch nicht vor, das künftig zu tun. Premierminister Naphtali Bennett warf den Impfverweigerern vor, alle anderen Bürger des Landes zu gefährden, was diese aber nicht sonderlich zu beeindrucken scheint. Drei Viertel geben laut einer Umfrage der “Jerusalem Post” an, auch künftig keine Impfung erhalten zu wollen. Bei jener Gruppe handelt es sich im wesentlichen um ultraorthodoxe Juden und arabische Israelis. Gemeinsam machen sie etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung aus – und sie treffen sich besonders gerne zu Massenveranstaltungen.
In Lockdown-Zeiten mündete ihre Verweigerungshaltung schon in Schlägereien mit der Polizei.
Israels neue Wege: dritte Impfung, Massentests an Kindern und Einfuss über die Rabbiner
Israels Regierung beschreitet unterschiedliche Wege, um der Lage Herr zu werden. So versucht sie über Rabbiner Einfluss auf diese Bevölkerungsgruppe zu gewinnen. Medienberichte über den Todeskampf von Patienten – fast alle ungeimpft – sollen abschrecken. Als weltweit erstes Land verabreicht Israel seit vier Wochen eine dritte Impfung um die ansteckendere Delta-Variante einzudämmen. Im ganzen Land baut man darüber hinaus wieder Impf- und Teststationen auf. Seit Sonntag werden Massentests an Kindern durchgeführt, damit der reguläre Schulunterricht am 1. September beginnen kann. Bei den bis zu Neunjährigen gibt es im Vergleich mit anderen Altersgruppen den höchsten Anteil der Neuinfektionen.
Premierminister Bennett schließt auch einen weiteren Lockdown rund um die Rosh-Hashana-Feiertage Anfang September nicht mehr aus. Darüber hinaus müssen alle Rückkehrer eine Woche lang in Quarantäne – trotz Impfung. Das seit März 2020 verhängte Einreiseverbot für Touristen ist nach wie vor in Kraft.
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