„Ich habe noch keine verlässlichen Informationen über Tote, aber angesichts der Schäden durch den Hurrikan der Kategorie 5 gehen wir davon aus, dass Menschen ihr Leben verloren haben“, sagte Jamaikas Ministerpräsident Andrew Holness CNN. Während die Insel mit den Folgen der Zerstörung kämpft, zieht Hurrikan Melissa weiter in Richtung Kuba – dort wurden laut Behörden bereits mehr als 735.000 Menschen in Sicherheit gebracht.

Zerstörung und Chaos auf Jamaika – ganze Regionen nach Hurrikan überflutet

„Melissa“ erreichte Jamaika am Dienstag als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Windböen von bis zu 295 Kilometern pro Stunde. Der Sturm brachte Sturmfluten, heftige Regenfälle und zerstörerische Winde mit sich, schwächte sich über Land jedoch etwas ab.

Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums bewegt sich „Melissa“ inzwischen als Wirbelsturm der Stärke 3 langsam auf die Südostküste Kubas zu. Das System erreicht dort weiterhin Windgeschwindigkeiten von bis zu 205 Kilometern pro Stunde.
Auch Stunden nach dem Eintreffen des Hurrikans war das volle Ausmaß der Schäden auf Jamaika noch unklar. Die Behörden rechneten jedoch mit massiver Zerstörung. „Das ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die wir je gemacht haben“, sagte der Minister für lokale Verwaltung, Desmond McKenzie.

Laut Behörden wurden Krankenhäuser und Brücken beschädigt, Wassermassen überfluteten Straßen, Bäume und Strommasten stürzten um und blockierten wichtige Verkehrswege. Besonders die Region St. Elizabeth im Südwesten des Landes sei schwer betroffen und stehe „unter Wasser“, so McKenzie.

„Es gibt weitreichende Schäden im Südwesten in St. Elizabeth, viele Überschwemmungen, umfangreiche Windschäden an Schulen, Krankenhäusern und Häusern“, sagte Richard Thompson, Generaldirektor des Amtes für Katastrophenschutz und Notfallmanagement (ODPEM), dem Sender CNN.

„Jetzt ist nicht die Zeit, mutig zu sein"

Fast 15.000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften. “Jetzt ist nicht die Zeit, mutig zu sein”, sagte Minister McKenzie. “Wettet nicht gegen Melissa, das ist eine Wette, die wir nicht gewinnen können”.

Die Streitkräfte riefen neben den regulären Soldaten auch Reservisten zum Dienst ein, um bei Rettungsarbeiten zu helfen, wie die Zeitung “The Gleaner” berichtete. “Unsere Truppen, einschließlich der Reserve, werden vor Ort sein, um Hilfsmaßnahmen zu unterstützen, Gemeinden zu schützen und wichtige Versorgungsleistungen so schnell wie möglich wiederherzustellen”, sagte der amtierende Militärchef O’Neil Bogle.

Die Vereinten Nationen koordinieren den Transport von Hilfsgütern über See von Barbados aus, da die Flughäfen zunächst geschlossen bleiben. “Ein Lufttransport von rund 2.000 Hilfspaketen ist ebenfalls geplant, sobald die Flughäfen wieder geöffnet sind und die Wetterbedingungen Flüge zulassen”, teilten die UN mit.

Kuba bereitet sich auf Hurrikan vor

Während der Hurrikan auf Jamaika wütete, bereitete sich Kuba ebenfalls auf den Wirbelsturm vor. Präsident Miguel Díaz-Canel sagte, der Hurrikan werde „mit voller Wucht” bereits in der Nacht oder am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) auf Land treffen. Der Sturm gilt als einer der stärksten, wenn nicht der stärkste, der Kuba je getroffen hat. Am Mittwochabend (Ortszeit) soll „Melissa” schließlich in Richtung der Bahamas weiterziehen.