Jetzt übernehmen queere Gottesdienste das ZDF: Premiere sorgt für Aufsehen
Unter dem Motto „Wer bin ich – für dich?“ hat das ZDF am Sonntag erstmals einen queeren katholischen Gottesdienst übertragen. Für die Gemeinde war die Live-Premiere ein „riesiger Moment“ – für Kritiker ein weiteres Zeichen für den Wandel der Kirche.
Premiere im ZDF: Erstmals wurde ein queerer Gottesdienst aus Münster landesweit ausgestrahlt.IMAGO/Wolfgang Maria Weber
An diesem Sonntag feierte die „Queer-Gemeinde Münster“ Premiere im deutschen Fernsehen: Ihr Gottesdienst aus der Kirche St. Anna in Münster-Mecklenbeck wurde erstmals im ZDF ausgestrahlt.
„Für uns als Queer-Gemeinde Münster ist das ein riesiger Moment: Zum ersten Mal wird ein Queer-Gottesdienst im Fernsehen gezeigt!“, erklärte die Gruppe auf Instagram. Und weiter: „Seit über 25 Jahren schaffen wir Raum für queeren Glauben, Akzeptanz und Gemeinschaft – und jetzt dürfen wir diese Botschaft mit ganz Deutschland teilen.“
„Sei du selbst“ – Bibelstelle im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner aus dem Lukasevangelium (18: 9–14). Pfarrer Karsten Weidisch erklärte dazu: „Sei du selbst, stehe zu dir! Sei so, wie du bist, unterwegs!“
In dem Gleichnis lobt sich ein Pharisäer selbst für seine Frömmigkeit, während ein Zöllner, der als Sünder gilt, in Demut um Gottes Gnade bittet. Am Ende spricht Jesus den Zöllner gerecht, denn der Demütige findet Gnade vor Gott. Im queeren Gottesdienst wurde diese Passage jedoch als Aufruf zur Selbstakzeptanz interpretiert – ein Ansatz, der von Kritikern als Verfremdung des biblischen Kerns gesehen wird.
Der Gottesdienst fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt, berichtete Apollo News. Gemeindemitglied Alice Märtens betonte: „Queer bedeutet, ich darf sein, wie ich bin – mit meiner Liebe, meiner Identität und meinem Glauben.“
Kritik an Trend zur „Selbstinszenierung der Kirche“
Während viele Gläubige den Gottesdienst als Zeichen der Offenheit begrüßen, sehen Kritiker darin eine zu starke Anpassung der Kirche an gesellschaftliche Trends.
Die Queer-Gemeinde beschreibt sich selbst als „Kirche und Heimat für LGBTIQ*“ – also für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter-, Queer- und diverse Menschen. Seit 1999 bietet sie diesen Gruppen ein spirituelles Zuhause.
Der Begriff „queer“ gilt für die Gemeinde als „positive Selbstbezeichnung“. Eine Einteilung von Menschen nach Geschlecht lehnt sie als „diskriminierend“ ab.
Deutschland an der Spitze – auch Österreich holt auf
Laut Apollo News liegt Deutschland mittlerweile auf Platz 1 der „queerfreundlichsten katholischen Kirchen“. Noch vor fünf Jahren rangierte das Land auf Platz 10. Auch Österreich zeigt sich laut dem „Rainbow Index of Churches in Europe“ deutlich offener – mit 53,98 Prozent Zustimmung liegt unser Land über dem EU-Durchschnitt.
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