Schon bei 26 Grad leuchten ganze Regionen in tiefem Rot, bei 30 Grad oder mehr wird es dunkelrot. Dabei hat sich am tatsächlichen Wetter oft wenig geändert – die Darstellung hingegen schon.

Im Netz sorgt das Thema regelmäßig für Kritik

Während andere Länder wie die Schweiz bei der Darstellung vergleichsweise zurückhaltend bleiben und selbst hohe Temperaturen mit Gelb- und Orangetönen markieren, setzt man in Deutschland auf visuelle Dramatik.

Auch in den sozialen Medien wird die Farbgebung von Wetterkarten heiß diskutiert. Immer wieder vergleichen Nutzer frühere Darstellungen mit aktuellen – bei gleichen Temperaturen, aber völlig unterschiedlichem Farbeindruck. Auch unser aktueller Post sorgt für Gesprächsstoff – diesmal im Vergleich zwischen zwei Ländern: Während die Schweiz bei sommerlichen Temperaturen auf zurückhaltende Farbtöne setzt, wirken die Wetterkarten in Deutschland, als stünde der Weltuntergang bevor. Der Eindruck: gleiche Temperaturen, aber völlig unterschiedliche visuelle Wirkung – und damit auch eine andere Wahrnehmung beim Publikum.

Screenshot eines Beitrags auf der Plattform XScreenshot/X

ARD rechtfertigt Design-Wechsel

Die tagesschau.de verweist in einem Statement von Silke Hansen, der Leiterin der zuständigen Wetterredaktion des Hessischen Rundfunks, aus dem Jahr 2022 auf ein einheitliches Konzept: „Das Wetter für die tagesthemen wird seit 2020 nicht mehr von unterschiedlichen Redaktionen und Firmen angeliefert, sondern vom ARD-Kompetenzzentrum in Frankfurt. Wir haben bei der Übernahme das komplette Design umgestellt und dem Design der tagesschau angepasst. Seitdem gibt es auch in den tagesthemen keine Wolkensymbole mehr, sondern einen Wolkenfilm, und die Temperaturen werden auf einer Temperaturkarte dargestellt, wie es bei der tagesschau seit 30 Jahren gemacht wird.“

Experten verteidigen Farbwahl: Hitze-Karten sollen warnen, nicht schockieren

Wie Diplom-Meteorologe Dominik Jung in seiner Wetter-Kolumne auf merkur.de berichtet, wird er aufgrund der intensiven Rotfärbung in Wetterkarten persönlich angegriffen. Er betont jedoch, dass die Farben funktional gewählt seien, um Wettergefahren sichtbar zu machen – nicht, um Panik zu schüren. Auch dasWetter.com erklärt, dass moderne Wettergrafiken häufig auf sogenannten „Heatmaps“ basieren, die Temperaturbereiche mithilfe präziser Farbverläufe darstellen.

Gleiche Werte, andere Wirkung

Was in der Schweiz bei 30 Grad als ganz normaler Sommertag durchgeht, wirkt im deutschen Fernsehen schnell wie eine drohende Katastrophe. Statt sanftem Orange dominieren dort dunkle Rottöne – selbst bei moderaten Temperaturen. Der Unterschied liegt nicht im Wetter, sondern in der Darstellung. Was eigentlich nüchtern informieren sollte, erinnert zunehmend an Alarmstufe Rot. Dabei bleibt ein heißer Tag am Ende trotzdem: ein heißer Tag.