Was früher in geheimen Trainingslagern begann, passiert heute im Kinderzimmer: Die neue Generation islamistischer Extremisten radikalisiert sich zunehmend online. Laut einem Bericht der Kronen Zeitung wurden allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 50 Strafverfahren gegen Jugendliche mit IS-Bezug eingeleitet – im Schnitt jeden dritten Tag ein neuer Fall.

Junge Täter, schnelle Radikalisierung

Die Nachrichtendienste weltweit sind alarmiert: Immer mehr Jugendliche werden über soziale Medien und verschlüsselte Messenger-Kanäle in den Bann extremistischer Prediger gezogen. Diese tarnen sich als „Islam-Influencer“, sprechen gezielt junge Menschen an – und schaffen es, sie innerhalb kürzester Zeit zu radikalisieren.

In Österreich zeigt sich diese Entwicklung besonders deutlich: Die Justiz registrierte seit Jahresbeginn 50 Verfahren gegen IS-Fanatiker im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Der Staatsschutz beobachtet eine besorgniserregende Tendenz – Attentate werden immer häufiger im Kinderzimmer geplant.

Nur die Hälfte der Verdächtigen hat einen österreichischen Pass

Nur etwa jeder zweite Beschuldigte ist österreichischer Staatsbürger. Der Rest hat Migrationshintergrund oder lebt mit befristetem Aufenthaltstitel im Land.

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 habe sich die Situation weiter zugespitzt. In diversen verschlüsselten Chatgruppen sei ein „immer lauteres Grundrauschen“ festzustellen – ein Hinweis auf erhöhte Aktivitäten in islamistischen Netzwerken.

Auch der Verfassungsschutzbericht 2024 bestätigt diesen Trend: Fast jeder zweite Beschuldigte im Bereich des radikal-islamistischen Terrorismus ist minderjährig.

40 Prozent der IS-Anhänger sind Frauen

Ein weiteres Detail aus dem Bericht überrascht: Vier von zehn IS-Sympathisanten in Österreich sind weiblich. Besonders auffällig: Die meisten Fälle wurden in Oberösterreich aufgedeckt, gefolgt von Niederösterreich und Wien.

Für die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) bedeutet dies, dass sie immer mehr Ermittlungen gegen Jugendliche, Schüler oder Lehrlinge durchführen muss, die online in radikale Szenen abgleiten.

10.000 IS-Kämpfer warten auf Befreiung

Neben der wachsenden Online-Radikalisierung birgt auch die Lage im Nahen Osten neues Risiko. Derzeit werden rund 10.000 IS-Anhänger in Gefangenenlagern in Syrien festgehalten. Sollte es islamistischen Kämpfern gelingen, diese Häftlinge zu befreien, droht laut Sicherheitskreisen eine neue Terrorwelle ungeahnten Ausmaßes.