Das Lenken von E-Scootern kann ziemlich gefährlich sein. Für Kinder und Jugendliche sind die Roller mit Antrieb deutlich risikoreicher und mit schwereren Verletzungen verbunden als solche ohne Motor, haben Wiener Unfallchirurgen belegt. Münchner Verkehrssicherheitsforscher werteten in einer zweiten Studie Unfälle von E-Scooter-Lenkern und Radfahrern mit einem ähnlichen Ergebnis aus.

“Kinder, die E-Scooter fahren, haben ein hohes Risiko für lebensbedrohliche Verkehrsunfälle“, lautet der Titel einer wissenschaftlichen Untersuchung von Wiener Unfallchirurgen (MedUni Wien/AKH), die bereits vergangenes Jahr online und jetzt gedruckt in der Fachzeitschrift “Pediatric Research“ erschienen ist (doi: 10.1038/s41390-024-03667-6).

Die Studie umfasste die Daten von 633 Kindern und Jugendlichen (9,1 plus/minus fünf Jahre), die zwischen Jänner 2019 und Dezember 2022 mit unfallbedingten Verletzungen eingeliefert worden waren. Buben bzw. Burschen waren mit einem Anteil von 63,5 Prozent deutlich überrepräsentiert. 80,1 Prozent (Alter acht Jahre plus/minus 4,1 Jahre) hatten einfache Roller benutzt. 19,9 Prozent (14,2 plus/minus 4,1 Jahre) waren mit E-Scootern unterwegs gewesen.

Signifikant häufiger E-Scooter-Unfälle

“Im Vergleich waren jugendliche E-Scooter-Fahrer signifikant häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt (nicht-elektrische Roller: 16 von 507 Verletzten; E-Scooter: 21 von 126 Unfallopfern) und erlitten häufiger schwere Kopfverletzungen (nicht-elektrische Roller: acht von 134 Verunfallten; E-Scooter sieben von 37) als Patienten, die Roller ohne Antrieb fuhren“, stellten die Unfallchirurgen in ihrer Analyse fest.

Das Fazit der Autoren der Studie: “Jugendliche E-Scooter-Fahrer haben ein höheres Risiko, in potenziell lebensbedrohliche Verkehrsunfälle verwickelt zu werden, als Fahrer nicht-elektrischer Roller. E-Scooter-Fahrer haben ein höheres Risiko, schwere Kopfverletzungen zu erleiden, die einen chirurgischen Eingriff erfordern, als Lenker einfacher Roller. Die Daten legen dringend die Umsetzung von Präventionsstrategien nahe, insbesondere die Aufklärung von Jugendlichen und Eltern sowie das Tragen von Schutzkleidung.“

Auch Gesetzgebung und Strafverfolgung könnten dazu beitragen, solche Verletzungen und potenziell lebensbedrohliche Verkehrsunfälle mit Kindern und Jugendlichen, die E-Scooter fahren, zu verhindern, so die Wissenschafter.

Häufig alkoholisiert

Von ganz ähnlichen Daten berichtete vor wenigen Tagen die deutsche Ärztepublikation “ZM Online“. Sie berichtete von einer Studie, der Technischen Universität München (TUM), in der die Daten des Unfallregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie analysiert wurden.

Seit 2020 werden E-Scooter-Unfälle mit Schwerverletzten im TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie erfasst. Diese Informationen wurden jetzt von der Forschungsgruppe für Verkehrssicherheit am TUM Klinikum analysiert. In ihrer Studie durchleuchtete das Team die Daten von 538 Personen, die bis 2023 bei E-Scooter-Unfällen schwer verletzt wurden, und verglichen Basisdaten zum Unfallhergang mit den Informationen von verletzten Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern, hieß es in der Online-Publikation.

Auch in dieser Untersuchung zeigten sich die Risiken der E-Scooter. Im Vergleich zu Radfahrern waren die Opfer von E-Scooter-Unfällen häufiger männlich (78,4 Prozent versus 72,3 Prozent), jünger (44,3 versus 54,5 Jahre) und häufiger unter Alkoholeinfluss (34,9 Prozent versus 15,6 Prozent).

Mehr als die Hälfte der Unfälle (54 Prozent) ereignete sich nachts, 83 Prozent der E-Scooter-Unfallopfer erlitten schwere Verletzungen an Kopf oder Gesicht, wurde berichtet. Die häufigsten Verletzungen waren Blutungen am Gehirn (20,1 Prozent), Schädelbasisbrüche (16,7 Prozent) und mehrfache Rippenbrüche (16,5 Prozent). Die Sterblichkeit betrug immerhin 4,8 Prozent.