Pflegenotstand: St. Pöltner Uniklinik muss Bettenstation schließen
Die Personalnot im österreichischen Gesundheitswesen spitzt sich weiter zu. Am Universitätsklinikum St. Pölten musste nun eine gesamte Bettenstation geschlossen werden. Während die Klinikleitung beteuert, die Versorgung sei weiterhin gesichert, wächst die Sorge, dass das System kurz vor dem Kollaps steht.
In der 2. Medizinischen Abteilung des Universitätsklinikums St. Pölten, die für Innere Medizin zuständig ist, bleiben derzeit sämtliche Betten leer. Die Wiedereröffnung sei frühestens Mitte November geplant – sofern bis dahin ausreichend Personal gefunden wird.
Hinter den nüchternen Zahlen verbirgt sich ein seit Jahren wachsendes Problem: Die Zahl der Pflegekräfte schrumpft, während die Arbeitsbelastung stetig zunimmt. Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, spricht im Gespräch mit dem ORF von „unzumutbar vielen Überstunden“ und dem völligen Fehlen „normaler Arbeitszeiten“.
60-Stunden-Wochen und Notlösungen
Das Krankenhaus bestätigt, dass es sich aktuell um eine Ausnahmesituation handle, betont aber, dass man alles tue, um die Patientenversorgung aufrechtzuerhalten. „60 Wochenstunden ergeben sich aus kurzfristigen Akutausfällen und stellen die absolute Obergrenze dar“, erklärte die Klinikleitung gegenüber dem ORF.
Wenn Personal ausfällt, springt man mit Notlösungen ein: Ärzte und Pflegekräfte aus anderen Abteilungen unterstützen kurzfristig, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. „Durch die multiprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit kann die Versorgung trotz Engpässen sichergestellt werden“, sagte Karin Pieber, die ärztliche Direktorin des Hauses.
Tragischer Todesfall zeigt Grenzen des Systems
Wie dramatisch die Situation nicht nur im Klinikum St. Pölten, aber auch in ganz Niederösterreich geworden ist, zeigte erst kürzlich ein tragischer Fall aus dem Mühlviertel: Eine 55-jährige Frau mit einem Aorteneinriss wurde von mehreren Kliniken, wohl wegen mangelnder Kapazitäten abgewiesen – auch vom Uniklinikum St. Pölten. Die Frau starb kurz darauf.
Das Klinikum erklärte, man sei zum Zeitpunkt der Anfrage „mit einem akuten Notfall befasst“ gewesen und habe daher keine weitere Patientin aufnehmen können. Der Vorfall löste landesweit Entsetzen aus und legte offen, wie eng die Kapazitäten im österreichischen Gesundheitswesen mittlerweile bemessen sind.
Kommentare