Immunologe über Booster-Impfungen: "Das Risiko ist größer als der Nutzen"
Während sie in Österreich aktuell in einer Schublade wartet, wird die Impfpflicht in Deutschland weiter heiß diskutiert. Experten versuchen, Risiko und Nutzen der Covid-Impfung abzuwägen. Der renommierte Immunologe Andreas Radbruch warnt nun sogar vor zu häufigem Boostern – die Auffrischungen könnten sogar krank machen!
Andreas Radbruch ist wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums. Der Experte des Bundestags ist gegen eine allgemeine Impfpflicht. Nicht zuletzt deshalb, da diese für den Schutz anderer nichts bringen würde.
Impflücke von maximal 15 Prozent
Die Impfung gegen Covid schützt nur für kurze Zeit vor schweren Verläufen. Wenn sich ein Geimpfter infiziert, versprüht er genauso viele Viren in seine Umgebung wie ein Ungeimpfter, stellt Radbruch im Interview mit “Cicero” klar. Doch ein verpflichtender Stich für jedermann mache auch aus anderen Gründen wenig Sinn: “Wir sprechen über eine Impflücke von maximal 15 Prozent, wahrscheinlich sogar weniger, weil es eine hohe Dunkelziffer an Menschen gibt, die infiziert waren und deren Immunstatus damit mindestens gleichwertig dem der Geimpften ist”, so der Experte weiter.
Ich bin
Die "antigene Sünde"
Hart ins Gericht geht er mit den sogenannten “Boostern” – also den Auffrischungsimpfungen. Diese seien immunologisch gesehen gar unsinnig. Spätestens ab der vierten Impfung würde nämlich ein Sättigungseffekt eintreten. Und auch gegen die weltweit dominante Omikron-Mutation erweist sich der vierte Stich als wenig effektiv.
Schlimmer noch, er könnte sogar schädlich sein. Die „antigene Sünde“, so der Fachbegriff, beschreibt einen Effekt, bei dem sich das Immunsystem auf einen bestimmten Impfstoff prägt. “Wenn man nun dauerboostert, bis das Immunsystem wirklich übersättigt ist, und dann eine Variante käme, die sehr ähnlich, aber gefährlicher wäre, könnte man mit diesem Impfstoff nichts mehr erreichen, selbst wenn man einen angepassten nehmen würde. Das Immunsystem würde nicht mehr reagieren”, man könne somit nicht mehr auf neue Varianten reagieren.
Risiko-Nutzen-Profil verschiebt sich
Auch Impf-Nebenwirkungen seien nicht zu vernachlässigen. In einer Studie aus Israel zeigten gar 80 Prozent der viermal Geimpften lokale Nebenwirkungen auf – 40 Prozent sogar systemische. “Wenn man immer wieder nachboostert, erhöht man die Wahrscheinlichkeit für solche Nebenwirkungen. Auch wenn die meisten überschaubar sind: Wenn man irgendwann überhaupt keinen spezifischen Effekt mehr erzielt, sondern nur noch Nebenwirkungen, wird es doch sinnlos. Das Risiko-Nutzen-Profil verschiebt sich in eine ungünstige Richtung”, so Radbruch.
Kommentare