
So kam der Grazer Amokläufer zum Waffenschein: Ein Schützenverein-Mitglied packt aus
„Zniachtl”, „die Wangen eingefallen”: Unter der Aufsicht eines Ex-Managers übte sich der 21-Jährige in einem Schützenverein im Grazer Umland an Pistolen. Der Pensionist hat einiges über den Täter zu sagen – und fordert strengere Kontrollen für den Waffenschein.

Ungefähr drei Monate vor der schrecklichen Tat suchte der 21-jährige Täter erstmals einen Schützenverein im südlichen Grazer Umland auf. Dort wurde er von einem Vereinsschützen, einem pensionierten Manager, unter die Fittiche genommen. „Ich habe in meinem Job viel mit Jugendlichen zu tun gehabt, aber einen empathieloseren Menschen habe ich mein Leben lang noch nicht erlebt. Er war wie von einem anderen Stern“, berichtet der Mann im Gespräch mit dem profil. Der Amokläufer sei ein „Zniachtl“ gewesen – „die Wangen eingefallen, runde Brille, Rucksack, die Haare schulterlang“.
Mehrmals pro Woche habe der junge Mann den Schützenverein aufgesucht und übte dort mit einer Glock- und Ruger-Pistole. Das ist für Neulinge unter Aufsicht erlaubt. Es gibt Schnupperkarten um 10 Euro. Einmal soll er gefragt haben, ob er mit einer Schrotflinte schießen darf – er habe eine daheim, sagte Arthur A. Im Anschluss des Trainings sei er immer apathisch in einer Ecke gesessen. Der ehemalige Manager wollte den 21-Jährigen aufmuntern, er habe ihn gelobt für gute Treffer und sagte ihm, er könne die Zielscheibe mitnehmen. Doch Arthur A. ging nicht darauf ein.
Amokläufer bestand psychologisches Gutachten
Trotz seiner auffälligen Verhaltensweisen bestand der 21-Jährige das psychologische Gutachten und erlangte somit den Waffenschein, der ihm den Kauf einer Glock-Pistole ermöglichte. Erst am Freitag vor Pfingsten kaufte er die Waffe – vier Tage vor der schlimmen Tat.
Der Ex-Manager fordert nun ein Frühwarnsystem in Schützenvereinen und bei Waffenhändlern, um psychisch auffällige Bewerber zu melden. Es soll künftig strengere Kontrollen und ein mehrstufiger Lehrgang für den Waffenführerschein eingeführt werden, um solche Tragödien zu verhindern. Der Schießstand ist bis auf weiteres „aus Pietätsgründen“ geschlossen.
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