Ein ausgesprochen außergewöhnlicher Prozess ist Freitagmittag am Wiener Landesgericht für Strafsachen über die Bühne gegangen. Gegen eine 23-Jährige wurde wegen schwerer Nötigung verhandelt, weil sie laut Anklage mit einer gegen ihren Schuldirektor gerichteten Drohung die Anwesenheit von Medienvertretern bei ihrer mündlichen Matura erzwingen wollte. “Ich sage Ihnen, wenn Sie das nicht erlauben, dann wird die Schule brennen”, soll sie am 16. Jänner 2025 kundgetan haben.

Die Angeklagte versicherte, die inkriminierte Äußerung sei nicht gefallen: “Ich bin unschuldig.” Sie habe nämlich schon die Zustimmung der Bildungsdirektion gehabt, dass die Presse bei ihrer Englisch-Prüfung dabei sein durfte. Ihr Rechtsvertreter belegte das, indem er das entsprechende Schreiben dem Richter präsentierte. “Ich hab’ so was nicht gesagt. Ich wusste, dass ich im Recht bin. Ich hab’ die Zusage der Bildungsdirektion gehabt. Ich hätte keinen Grund gehabt, jemanden zu nötigen”, gab die junge Frau zu Protokoll, die bei einer Supermarkt-Kette teilzeitbeschäftigt ist und nach wie vor die Matura anstrebt, wie sie betonte.

Die Angeklagte behauptete, sie sei an der kaufmännischen Schule, in der sie die Externistenreifeprüfung möchte, aufgrund ihrer türkischen Wurzeln “die ganze Zeit” diskriminiert worden. Daher habe sie auf der Anwesenheit der Presse und Bild- und Tonaufnahmen während ihrer Prüfung bestanden: “Ich wollte, dass dort alles dokumentiert wird, was dort abgeht.” Von den Medien hätte sie sich “die Aufmerksamkeit” erhofft, damit ihr nicht Unrecht widerfahre.

Schuldirektor: "Sie war immer wieder sehr auffällig"

Der Schuldirektor wies die Darstellung der Angeklagten zurück und bekräftigte als Zeuge, die Drohung sei gefallen. “Sie war immer wieder sehr auffällig”, berichtete der Schulleiter. Die 23-Jährige habe Mitschülerinnen und Lehrkräfte beschimpft und sich über falsche Korrekturen ihrer Schularbeiten beklagt. Sie habe sich grundsätzlich “unfair behandelt” gefühlt, skizzierte der Direktor ein schwieriges Verhältnis zu der jungen Frau.