Wer keine privaten Mittel aufbringt, muss nicht selten bis zu zwei Monate auf einen Termin warten. Besonders deutlich zeigt sich die Problematik im Innviertel, wo laut Sozialversicherung Termine unter drei Wochen die Ausnahme sind.

Für viele Patienten ist das Warten keine Option – insbesondere, wenn die Beschwerden akut sind. So etwa bei einer 65-jährigen Frau aus dem Bezirk Urfahr-Umgebung. Von einem Tag auf den anderen traten bei ihr so starke Rückenschmerzen auf, dass sie sich kaum noch bewegen konnte. Der Verdacht ihres Hausarztes: ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule. Eine MRT-Untersuchung sollte Klarheit bringen – doch bei sämtlichen angefragten Instituten in Linz wurde ihr ein frühestmöglicher Termin erst in drei Monaten angeboten.

„Das ist ganz schön viel Geld für eine Pensionistin. Wenn das öfters vorkommt, kann ich mir das nicht leisten“, sagt die 65-Jährige, die schließlich 258 Euro aus eigener Tasche zahlte, um zwei Tage später in einem Spital untersucht zu werden.

Wer zahlt, kommt sofort dran

Klassen-Medizin. Während Kassenpatienten wochenlang auf einen Termin warten, erhalten Selbstzahler laut ORF-Recherchen bei privaten Instituten oft noch am selben Tag eine Untersuchung – vorausgesetzt, sie bringen mindestens 200 Euro auf.

Die Privatklinik Diakonissen in Linz etwa verzeichnete im vergangenen Jahr rund 2.000 externe MRT-Termine auf Privatrechnung. Auch andere medizinische Einrichtungen in Oberösterreich reagieren auf die hohe Nachfrage mit dem Ausbau nicht-kassenärztlicher MRT-Kapazitäten.

Arbeiterkammer fordert Transparenz

Für AK-Präsident Andreas Stangl ist die Sache klar: „Dass wir längst in der Zwei-Klassen-Medizin angekommen sind, ist unbestritten.“ Er fordert konkrete Maßnahmen zur Verbesserung: „Die Wartezeiten für die Patient:innen müssen deutlich verkürzt werden. Um das zu erreichen, braucht es mehr Transparenz. Sämtliche Daten über die durchschnittlichen Wartezeiten müssen auf der Homepage der Krankenanstalten veröffentlicht werden.“

Das Energieinstitut und Patientenvertreter warnen: Wenn die strukturellen Engpässe im öffentlichen System nicht zeitnah beseitigt werden, verschärft sich die soziale Schieflage im Gesundheitswesen weiter. Der Trend zur Eigenzahlung – aus Mangel an Alternativen – zeigt, wie schnell das Solidarprinzip eine Frage des Geldbeutels werden kann.