Im April 2022 kaufte der ukrainische Staatsbetrieb Ukrspetsexport 120-mm-Mörser in Sudan – von einem Anbieter, der laut einem ukrainischen Gerichtsurteil mit dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB und der Söldnertruppe Wagner zusammenarbeitete. Inmitten größter Not griff die Ukraine zu jeder verfügbaren Quelle – und finanzierte damit indirekt den Feind.

US-Händler ohne Lizenz – 17 Millionen Euro verschwinden

Ein weiterer Fall betrifft den US-Amerikaner Tanner Cook (28), Betreiber eines Munitionsladens in Arizona. Er erhielt 17,1 Millionen Euro im Voraus, um Munition aus Serbien zu liefern. Doch: Keine Lieferung. Keine Lizenz. Kein Geld zurück.

Der Deal wurde von Mykola Karanko vermittelt, einem amerikanisch-ukrainischen Geschäftsmann mit Vorgeschichte: Bereits 2009 war er in einen Waffenhandel mit dem Irak verwickelt, der vor Gericht endete – zugunsten der amerikanischen Seite, mit 60 Millionen Dollar Entschädigung.

Die Ukraine gewann im aktuellen Fall zwar ein Schiedsverfahren in Wien – doch Cook zahlte bis heute nichts zurück. Die ukrainische Antikorruptionsbehörde ermittelt, Anklagen gibt es bisher keine.

Regulus Global: Milliardenvertrag ohne Lieferung?

Noch teurer wurde der Fall Regulus Global. Die US-Firma erhielt 162,6 Millionen Dollar plus 14 Millionen Euro, versprach 155-mm-Artilleriegranaten – doch die Lieferungen blieben aus. Laut ukrainischer Seite brach Regulus ab September 2024 jede Kommunikation ab. Der frühere Chef von Spetstechnoexport ist überzeugt: „Sie haben unser Geld genommen, um neue Assets zu kaufen.“

Regulus weist die Vorwürfe zurück – und behauptet, selbst nur 100 Millionen erhalten zu haben. Die Ukraine klagt in London auf 346 Millionen Dollar.

Reform gestoppt, Korruption vermutet

Maryna Bezrukova, Reformbeauftragte im Verteidigungsministerium, versuchte 2023 die Zahlung einer „doppelten Vorauszahlung“ an Regulus zu stoppen – sie wurde kurz darauf entlassen. Laut Financial Times sollen hochrangige Beamte sogar mit Zwischenhändlern kollaboriert haben, um Gelder umzuleiten. Verteidigungsminister warnte früh: „Kauf oder stirb“

Der ehemalige Verteidigungsminister Oleksii Reznikov beschrieb die Lage drastisch: „Waffenhändler sind Kaufleute des Todes. Wenn du nicht kaufst, verkaufen sie an deinen Feind.“ Die Ukraine hatte nur zwei Monate Munitionsvorräte, als der Krieg begann. Normale Ausschreibungen wurden ausgesetzt, Beschaffungsbeamte suchten auf dem grauen Markt – mit verheerenden Folgen.

Kiew versucht das Geld zurückzubekommen

Insgesamt versucht die Ukraine aktuell, 309 Millionen Dollar über Gerichte und weitere 460 Millionen außergerichtlich zurückzuholen. Doch viele Händler haben sich abgesetzt, manche mit offensichtlicher krimineller Energie.

Ein besonders bitteres Detail: Einer der Waffenhändler mit FSB-Kontakten wurde von der Ukraine selbst bezahlt. Und mitten im Verteidigungskrieg gegen Russland sind damit Hunderttausende Patronen, Raketen und Granaten nie angekommen – obwohl sie dringend gebraucht wurden.