
80 Jahre Kriegsende: Selenskyj kritisiert Putins "Parade der Angst"
Am 80. Jahrestag des Weltkriegsendes hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die bevorstehende Moskauer Siegesparade mit scharfer Kritik und Häme bedacht.
“Gott sei Dank hat sich die Ukraine von all dem befreit, von diesem Sumpf”, sagte Selenskyj in Richtung des russischen Machthabers Wladimir Putin, der eine “Parade der Angst”, eine “Parade des Zynismus” sowie eine “Parade aus Galle und Lügen” inszenieren werde.
Selenskyj äußerte sich in einem selbst aufgenommenen Handyvideo, das ihn im Kiewer Stadtalltag zum Unabhängigkeitsplatz spazierend zeigt. “Morgen werden die Gräuel der Nazis thematisiert, vom Organisator der Massengräber in Butscha. Und jene, die die Belagerung von Mariupol organisiert haben, werden über die Belagerung von Leningrad sprechen”, sagte Selenskyj. “Als ob nicht ein Dutzend von alliierten Staaten, sondern Putin persönlich den Nationalsozialismus besiegt hätte. Als ob er persönlich es gewesen wäre, der mit eigenen Händen die Siegesfahne auf dem Berliner Reichstag gehisst hätte.”
"Möge nie mehr Krieg" sein statt "Wir können es wiederholen"
Tatsächlich hätten vor 80 Jahren Dutzende Nationen gegen den Nationalsozialismus gekämpft, und auch acht Millionen Ukrainer seien in diesem Kampf gestorben, betonte Selenskyj. “Fast jede Familie hat ein Foto in Erinnerung an sie. In meinem Fall war es der Großvater”, sagte der 47-Jährige. In der Ukraine würden die noch lebenden Veteranen “still und bescheiden” feiern, sich ohne Verklärung und Pomp erinnern und mit folgendem Spruch anstoßen: “Möge nie mehr Krieg sein.”
Bei der Parade auf dem Roten Platz am morgigen Freitag würden hingegen “Formationen von Mördern” vor “halb lebendigen Gesichtern” auf der Tribüne sitzen. “Diese Sekte nennt sich ‘Wir können es wiederholen'”, sagte Selenskyj unter Verwendung des sowjetischen Schlachtrufs in Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. “Ihr habt es wiederholt, das Böse. Die Ukraine hat es gesehen.”
Selenskyj stellte den reglementierten Ablauf auf dem Roten Platz in Kontrast zum pulsierenden Leben auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz, wo er am Ende die improvisierte Gedenkstätte für die Opfer des russischen Aggressionskrieges besuchte. “Heute hat jede ukrainische Familie einen Helden, der gegen das neue Böse kämpft oder gekämpft hat, für unsere Ukraine, unser Kiew, all unsere Städte und Dörfer, unsere Menschen und unser Leben.”
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