England im Ausnahmezustand, zumindest was die öffentliche Debatte betrifft. Seit ein neuer Bericht der Denkfabrik „Policy Exchange“ aufzeigt, was Schulkindern im Rahmen des „dekolonialisierten“ Geschichtsunterrichts in der Schule beigebracht wird. Das berichtet das britische Medium „Daily Express“.

Jugendlichen wird erzählt, dass der römische Kaiser Nero eine Transfrau geheiratet hat. Historische britische Militärsiege – wie die legendären Schlachten bei Waterloo und Trafalgar – werden jedoch kaum thematisiert. Weniger als jede fünfte Schule unterrichtet über die Schlacht von Azincourt, nur 11 Prozent behandeln die Schlachten von Trafalgar und Waterloo.

„Zunehmend woke Narrative im Klassenzimmer“

Der Bericht legt dar, dass „zunehmend woke Narrative in die Klassenzimmer eindringen“. So findet sich etwa die Behauptung, Stonehenge sei von Schwarzen erbaut worden, in dem Schulbuch „Brilliant Black British History“, das landesweit in Schulen verwendet wird. In dem Lehrbehelf des in Nigeria geborenen britischen Autors Atinuke heißt es etwa: „Großbritannien war mehr als 7.000 Jahre lang ein schwarzes Land, bevor die Weißen kamen.“ Was der Naturwissenschaft freilich nicht Stand hält. „Policy Exchange“ berichtet, dass die Behauptung, frühe schwarze Briten hätten den ikonischen neolithischen Steinkreis in Wiltshire errichtet, „außerhalb des gängigen Geschichtsdenkens liegt“, dennoch aber „als Tatsache dargestellt“ wird. Die Untersuchung der Denkfabrik sagt, es sei zwar gut, dass Schulen mehr Material über ethnische Minderheiten in den Unterricht einbauten, um Rassismusvorwürfen vorzubeugen. Sie warnt aber, dass Schulen bei der Anpassung ihrer Geschichtslehrpläne „zu weit gegangen“ seien.

Der Bericht gibt an, dass 83 Prozent der weiterführenden Schulen ihren Geschichtslehrplan geändert haben, um ihn zu „dekolonisieren“. Weiter heißt es: „In einigen Fällen hatte dies einen positiven Effekt, da die Schüler abwechslungsreichen und wissensintensiven Studien ausgesetzt waren, die wichtige Bereiche der britischen Geschichte, wie etwa die Frauenwahlrechtsbewegung, sowie ein breiteres Spektrum der Weltgeschichte besser abdecken.“

Seit 1986 ist Stonehenge Weltkulturerbeexxpress/zVg

Aber: „In zu vielen Fällen ist dieser Prozess jedoch zu weit gegangen. Er führte dazu, dass radikale und umstrittene Interpretationen der Vergangenheit als Tatsachen vermittelt wurden oder Anekdoten aus interessanten Lebensgeschichten ein tieferes Verständnis der zentralen Triebkräfte der Geschichte ersetzten.“ Weiter heißt es: „Es wurden zahlreiche Fälle identifiziert, in denen minderwertige Materialien verwendet wurden, um umstrittene Erzählungen als Tatsachen zu vermitteln.“

In manchen Materialien würde sogar „die Genitalverstümmelung eines Sklaven als eine Form der ‚Geschlechtsumwandlung‘ gepriesen.“

„Breiter und ausgewogener Lehrplan“

Ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte: „Die Lehrplan- und Bewertungsüberprüfung befasst sich mit der Frage, wie jungen Menschen ein breiter und ausgewogener Lehrplan ermöglicht werden kann.“ Im Land regt sich aber Widerstand. Der Historiker Lord Roberts sagt: „Es ist wichtig, dass Schüler die Geschichte ihrer eigenen Nation auf eine Weise lernen, die mehr bewirkt, als ihnen nur Scham über unsere Vergangenheit einzuimpfen.“ Weitere Gegenstimmen sind die ehemaligen Bildungsminister Lord Blunkett und Nadhim Zahawi sowie Sir Nick Gibb.