Die Eskalation im Nahen Osten erreicht einen neuen Höhepunkt. Nach einem gezielten israelischen Luftschlag auf iranische Militäranlagen, darunter offenbar Nuklearstandorte, hat der Iran reagiert: Mehr als 100 bewaffnete Drohnen wurden auf Israel abgefeuert. Sie befinden sich bereits in der Luft – und könnten in wenigen Stunden israelischen Luftraum erreichen. Israel ist vorbereitet. Die Luftabwehr ist aktiv, die Bevölkerung gewarnt.

Irans Drohnen-Offensive: Verteidigungsminister Nasirzadeh (r.) übergab im Jänner 2025 neue unbemannte Fluggeräte an die Armee.APA/AFP/Iranian Army Office

Iran reagiert mit Drohnenwelle – Ankunft erst in Stunden

Der Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) Brigadier General Effie Defrin erklärte Freitagmorgen, dass sich die iranischen Flugkörper derzeit noch auf dem Weg befinden. Wie schon beim Angriff im April 2025, so Defrin, werde es mehrere Stunden dauern, bis sie israelischen Luftraum erreichen. Die israelischen Abwehrsysteme seien aktiviert, und man arbeite mit Hochdruck daran, die Drohnen abzufangen, noch bevor sie überhaupt in Sichtweite kommen.

Teherans Drohnenarsenal: Bei einer offiziellen Zeremonie präsentierte der Iran kürzlich eine breite Palette unbemannter Luftfahrzeuge.APA/AFP/Iranian Army Office

Die möglichen Ziele und Israels Abwehr

Sollten die iranischen Drohnen durchkommen, könnten sie strategische Infrastruktur, Flughäfen, Militäranlagen oder Ballungszentren ins Visier nehmen. Einige Modelle fliegen sehr tief – das erschwert ihre Ortung. Im vergangenen Jahr konnte sich Israels Abwehrsystem allerdings erfolgreich gegen solche Angriffe aus dem Iran behaupten.

Israels Luftabwehr besteht aus drei Systemen:
Iron Dome: Schutz vor Kurzstreckenraketen und Drohnen – schützt Städte und kritische Infrastruktur.
David’s Sling: Für mittlere Reichweiten – besonders effektiv gegen Drohnen- und Marschflugkörper.
Arrow 3: Für Langstreckenraketen – neutralisiert Angriffe sogar im Weltraum.

Diese Systeme sind rund um die Uhr einsatzbereit und werden von mehreren Teams koordiniert.

Der Abfangtest des Arrow-3-Systems in Alaska zeigt, wie Israel sich gegen Bedrohungen aus dem Iran schützt.APA/AFP/Israeli Ministry of Defence

Bereits zwei direkte iranische Angriffe auf Israel im vergangenen Jahr

Die aktuelle Lage erinnert an zwei frühere Großangriffe aus Teheran.

In der Nacht von 13. auf 14. April 2024 feuerte der Iran mehr als 300 Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf Israel ab – als Vergeltung für einen israelischen Luftschlag in Damaskus. Dank des Verteidigungssystems „Iron Shield“, unterstützt von den USA, Großbritannien, Frankreich und Jordanien, wurden rund 99 Prozent der Geschosse abgefangen. Ziele waren u. a. die Luftwaffenstützpunkte Nevatim und Ramon – es kam zu minimalem Sachschaden, wenige Personen wurden leicht verletzt.

Am 1. Oktober 2024 feuerte der Iran in der sogenannten Operation „True Promise II“ rund 200 ballistische Raketen in zwei Angriffswellen auf Israel ab. Ziel waren unter anderem Tel-Nof, Nevatim und die Mossad-Zentrale. Die meisten Flugkörper wurden abgefangen. Auch hier unterstützten die USA, Großbritannien, Frankreich und Jordanien Israels Luftabwehr. Es kam zu leichten Schäden und vereinzelten Verletzten.

Beide Male war Israel nicht allein und wurde von anderen Staaten unterstützt.

Abwehr aus dem All: Der israelische Arrow-3-Abfangjäger beim Teststart in Alaska – entwickelt zur Neutralisierung iranischer Raketen außerhalb der Atmosphäre.APA/AFP/Israeli Ministry of Defence

Israel traf Iran mit voller Wucht

In der Nacht auf Freitag hatte die israelische Luftwaffe zuvor eine präzise und koordinierte Operation gegen militärische Einrichtungen im Iran gestartet. Mehr als 200 Kampfjets bombardierten mehr als 100 Ziele – darunter laut IDF Drohnenlager, Raketenstellungen und Führungszentralen. Dabei kamen über 330 Präzisionsbomben zum Einsatz.

Laut einem israelischen Militärsprecher war es eine gezielte Reaktion auf die anhaltende Bedrohung durch den Iran – unter anderem durch dessen Atomprogramm und Waffenlieferungen an Israels Feinde.