
Das nächste Verbot: Künftig kein Grillen und Alkohol mehr auf deutschen Sportveranstaltungen?
Mit ihrem neuen Hitzeschutzplan empfiehlt Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU), bei Sportveranstaltungen im Sommer aufs Grillen und den Ausschank von alkoholischen Getränken zu verzichten.
„Dieser Musterhitzeschutzplan für den organisierten Sport stellt eine gesundheitsspezifische Maßnahme zur Klimaanpassung dar“, heißt es in der 14-seitigen „Bundesempfehlung“, die das Gesundheitsministerium am Dienstag veröffentlicht hat. „Jeder Verband und jeder Verein wird künftig mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sein.“
„Dünne Saftschorlen“ gegen die Hitze
Der Plan ist in die drei Teile „Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Sommer“, „Maßnahmen zum Schutz während des Sommers“ und „Spezielle Maßnahmen während akuter Hitzeperioden“ unterteilt, und empfiehlt, das Essens- und Cateringangebot bei Wettkämpfen und Veranstaltungen an hohe Temperaturen anzupassen, indem man „auf Ausschank von alkoholischen, stark zuckerhaltigen, koffein- oder taurinhaltigen Getränken verzichtet“. Stattdessen solle man Mineralwasser, ungesüßten Tee und dünne Saftschorlen anbieten. Die von Warken angesprochenen Punkte wirken entweder absurd, oder so trivial, als würden Trainer und Vereine nicht in Selbstverantwortung dafür Sorge tragen, dass ihre Mitglieder und Sportler sich vor Überlastung schützen.
Wettkämpfe besser absagen
Bereits in Vorbereitung auf den Sommer solle man das „Bewirtungsangebot bei Veranstaltungen im Sommer rechtzeitig abstimmen, offenes Feuer / Grill vermeiden“. Weitere Empfehlungen: „Festlegen, ob und wann Wettkämpfe bei extremer Hitze abgesagt oder verschoben werden können“, „Hitze in die Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsschutzes aufnehmen“, „Überbrückungskonzepte für Mangellagen (Energie, Wasser) erstellen“.
Weitere Vorkehrungen, die Gesundheitsministerin Warken gerne umgesetzt sähe:
– Wassersprinkler, Nebelduschen und Vernebelungsanlagen anschließen und einsatzbereit halten.
-Förderung hitzereduzierender Anstriche und Bodenbeläge
-Förderung hitzeresistenter, hypoallergener Dach-, Fassaden- und Geländebegrünung
-Trinkbrunnen oder Wasserspender installieren, Bereitstellen von Schattenplätzen, von Eimern oder Gießkannen mit kühlem Wasser
– Häufigere und längere Schattenpausen einplanen für: Flüssigkeitsaufnahme, Kühlung durch z. B. feuchte Handtücher, Sprühflaschen, Eiswürfel und / oder Kühlpads, Nachcremen mit wasserfestem Sonnenschutz, gemeinsame Pulskontrollen, Abfragen typischer Warnzeichen und Symptome durch Trainerinnen und Trainer bzw. Übungsleiterinnen und Übungsleiter.
-Trainingskleidung überprüfen und hinweisen auf: helle, schulterbedeckende Kleidung, gegebenenfalls Kleidung nass/feucht anziehen
Mit der Idee, dass derart absurde Weisungen aus einem Bundesministerium nötig seien, weil die globale Durchschnittstemperatur sich in den letzten 20 Jahren (2005 bis 2024) um etwa 0,65 °C erhöht hat, setzt die CDU-Gesundheitsministerin eins zu eins die Linie ihres Vorgängers Karl Lauterbach (SPD) fort. Lauterbach hatte eigens eine Pressekonferenz zu dem Thema abgehalten, in der er von Restriktionen auf Sportveranstaltungen schwärmte. Im Juli 2023 äußerte er sogar das Vorhaben, er wolle die Zahl der Hitzetoten halbieren.
Thüringen-CDU kritisiert Warken-Pläne
Der Fraktionsvorsitzende und sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Andreas Bühl, kritisiert den Plan seiner Parteikollegin. In einem Pressestatement mit Titel „Dem Hitzeschutz dient kein Grillverbot“ wird Bühl mit den Worten zitiert: „Niemand hat etwas gegen sinnvolle Empfehlungen zum Gesundheitsschutz – aber was hier vorgelegt wurde, liest sich wie eine Anleitung zur Entmündigung. Grillverzicht, Alkoholverbot und Pulskontrollen beim Training – das hat mit verantwortungsvoller Politik für die Menschen im Land wenig zu tun. Breitensport lebt vom Miteinander, von Freude, Gemeinschaft und Augenmaß – nicht von einer neuen Welle gut gemeinter Reglementierungen.“
Auch wenn er es für richtig halte, sich auf zunehmende Hitzewellen einzustellen, dürfe der Staat nicht zum moralischen Oberlehrer werden. „Gerade im ländlichen Raum ist das Sportfest im Sommer oft mehr als nur ein Wettkampf – es ist Treffpunkt, Begegnung und soziales Rückgrat ganzer Orte. Ein kühles Bier, eine Bratwurst vom Rost oder das Nackensteak gehören für viele dazu. Wer das pauschal verbieten oder problematisieren will, entfernt sich vom Lebensgefühl der Menschen – auch und gerade in Thüringen.“
Zuerst erschienen ist dieser Artikel auf unserem Partner-Portal Nius.
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