
Ex-Klimakleber klagen: Ohne uns redet niemand mehr über das Klima!
Sie klebten, blockierten, nervten – und jetzt fühlen sie sich vermisst. Zumindest von sich selbst. Die Ex-Sprecherin der „Letzten Generation“ meldet sich zurück: mit Pathos, Vorwürfen und einer Anleitung zum zivilen Stillstand.

„Meine Schuldigkeit ist getan“ – mit diesen Worten verabschiedet sich Marina Hagen-Canaval (29) endgültig vom Klima-Aktivismus. Ihre Botschaft: Österreich versinkt in der klimapolitischen Bedeutungslosigkeit – weil sich niemand mehr auf die Autobahnen klebt. Die „Letzte Generation“ sei weg, das Thema gleich mit. So einfach ist Weltrettung, wenn man sich selbst für das Zentrum derselben hält.

„Wir haben eine Lücke hinterlassen“, erklärt die ehemalige Pressesprecherin der berüchtigten Straßenkleber. Eine Lücke, so groß wie der durchschnittliche Stau, den ihre Aktionen verursacht haben. Seit die Aktivisten nicht mehr den Verkehr blockieren, blockiere auch niemand mehr die Klimakatastrophe. Logisch, oder?
Von der Blockade zum Buchverkauf
Der Idealismus lebt weiter – in Buchform. „Widerstand – Liebeserklärung an die Unbequemen“ heißt das neue Werk von Hagen-Canaval. Darin enthalten: eine Anleitung zur Autobahn-Blockade, selbstverständlich als „Tool der demokratischen Selbstermächtigung“. Früher gab’s Revoluzzer-Bibeln von Marx, heute von Marina.

Wer dachte, mit dem Rückzug der „Letzten Generation“ sei Ruhe eingekehrt, irrt. Jetzt wird moralisch nachgetreten – aus sicherer Entfernung. Die politische Relevanz des Klimas sei „komplett verschwunden“, sagt die IT-Projektmanagerin im Aktivismus-Ruhestand, die mittlerweile Jus studiert und für die Grünen in Götzis politisch mitmischt.
Zwischen Opferhaltung und Überlegenheitsgefühl
Besonders ärgert sich Hagen-Canaval über jene, „die kritisieren und selber nix machen“. Also über ungefähr 99 Prozent der Bevölkerung, die keine Straßen blockieren, keine Flugzeuge festkleben und keine Suppe auf Kunstwerke schütten. Wer sich nicht selbstentleibt im Namen der CO₂-Einsparung, hat offenbar keinen Platz in ihrer idealen Welt.

Das Klimaticket wird teurer, der Pendlereuro erhöht? Ein Skandal! Dass Menschen mit 1.800 Euro netto in der Provinz leben und täglich pendeln müssen – nebensächlich. Die Welt geht schließlich unter. Spätestens übermorgen.
Kein Comeback – aber Drohung mit Nachfolge
Ein Comeback der „Letzten Generation“ sei nicht geplant – man sei „aufgebraucht“. Verständlich: Zwischen Klebstoff und Gerichtsverfahren bleibt wenig Zeit für Regeneration. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: „In Zukunft kommt es genau auf diese Leute an“, sagt sie – gemeint sind offenbar all jene, die noch nicht blockiert haben, aber bald sollen.

„Aufhören, Ausreden zu finden!“ – das ist der letzte Satz ihres Buchs. Kommt gut an bei Lesern, die sich gerade fragen, wie sie mit drei Kindern, Gasrechnung und Inflation die nächste Woche überstehen.
Dass sie zur Abwendung der Klima-Apokalypse nicht länger den Morgenverkehr blockiert, belastet Hagen-Canaval nicht: „Wir haben alles gegeben“, sagt sie. „Meine Schuldigkeit ist getan, ich kann nachts gut schlafen, weil ich weiß, ich habe alles getan.“ Die meisten Österreicher vermissen ihr Engagement nicht.
Kommentare