Der slowakische Premierminister Robert Fico nahm als einziger EU-Regierungschef an der russischen Siegesparade am 9. Mai teil. Das brachte Brüssel und das Baltikum auf die Palme: Estland, Lettland und Litauen verweigerten seinem Regierungsflugzeug kurzerhand den Überflug. Fico musste auf eine deutlich längere Route ausweichen – und kam am Ende trotzdem an.

„Gezielter Versuch, meinen Moskau-Besuch zu vereiteln“

In einer Videobotschaft wandte sich Fico am Vorabend seiner Abreise an die Öffentlichkeit. Darin zeigte er sich irritiert über das Vorgehen insbesondere Estlands, das ihm trotz gültiger Jahresgenehmigung die Durchreise verweigerte.

Er beklagte: „Natürlich handelt es sich um einen gezielten Versuch, meinen Besuch in Moskau zu vereiteln.“ Die kurzfristige Sperre habe das gesamte Programm „massiv erschwert“.

Brüssel empört – Fico bleibt standhaft

Fico ließ sich jedoch nicht stoppen. Er flog über Ungarn, Rumänien, das Schwarze Meer, Georgien und Dagestan nach Moskau – eine aufwändige Ausweichroute.

Währenddessen kam es zu scharfer Kritik aus Brüssel. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas, selbst Estin, erklärte bei einem Besuch in der Ukraine: „Wie kann man Seite an Seite mit dem Mann stehen, der diesen Krieg begonnen hat?“ Einmal mehr verwechselte Kallas Diplomatie mit weltanschaulichem Bekenntnis, denn sie erklärte: „Fico steht auf der falschen Seite der Geschichte.“

Außenpolitik als moralische Anklage: EU-Chefdiplomatin Kallas tobt gegen Fico – weil er nicht auf ihrer Linie ist.APA/AFP/Wojtek RADWANSKI

Zeichen der historischen Verantwortung

Fico hingegen betonte die Bedeutung des 9. Mai als Gedenktag. Seine Regierung sei dem „Erbe des Kampfes gegen den Faschismus“ verpflichtet. Die Einladung von Russlands Präsident Wladimir Putin habe er „mit Freude“ angenommen.

Neben der Teilnahme an der Parade absolvierte Fico in Moskau mehrere bilaterale Gespräche und legte am Grab des unbekannten Soldaten einen Kranz nieder. Auch Chinas Präsident Xi Jinping und Brasiliens Präsident Lula da Silva waren bei der Großveranstaltung in Moskau dabei.

Putin und Xi beim Aufmarsch – fast alle europäischen Staatschefs blieben fern.APA/AFP/POOL/Vyacheslav PROKOFYEV

Fico pfeift auf Brüssel – und sucht das Gespräch mit Moskau

Seit seiner Rückkehr an die Regierung im Herbst 2023 verfolgt Fico einen Kurs, der in Brüssel kritisch gesehen wird. Er stellte Militärhilfen für die Ukraine ein, lehnt den NATO-Beitritt Kiews ab und fordert Friedensverhandlungen mit Russland – ähnlich wie der ungarische Premier Viktor Orbán.

Fico beweist mit seinem Moskau-Besuch einmal mehr: Brüssels Vorgaben interessieren ihn nicht.

Neben Fico der einzige europäische Gast: Serbiens Präsident Vučić mit Xi in Moskau.APA/AFP/Angelos Tzortzinis