In einer brisanten Pressekonferenz am Freitag ließ FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker kein gutes Haar an der ÖVP. Unter dem Titel „Brauchpartei oder Staat“ stellte er die Loyalität des Kanzlers infrage und kündigte einen neuen Untersuchungsausschuss an. Im Fokus: der sogenannte „tiefe Staat“ – ein mutmaßliches Netzwerk aus ÖVP-nahen Spitzenbeamten, das staatliche Institutionen laut FPÖ für parteipolitische Zwecke instrumentalisiere.

Zwei Themen stehen im Mittelpunkt des angekündigten U-Ausschusses, der kommenden Mittwoch im Nationalrat eingebracht werden soll: Der mysteriöse Tod des ehemaligen Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek sowie der Umgang der Bundesregierung mit Kritikern in der Corona-Zeit. Hafenecker spricht von „Vertuschung“, „schwarzen Nebelgranaten“ und „autoritären Methoden“ gegenüber Bürgern. Die FPÖ wirft der ÖVP vor, Polizei und Justiz für politische Zwecke missbraucht zu haben.

„Ohne ÖVP-Parteibuch keine Spitzenposition“

Besonders scharf fiel die Kritik am Personalbesetzungswesen im Innenministerium aus: „Ohne ÖVP-Parteibuch keine Spitzenposition“, so Hafenecker. Der U-Ausschuss solle aufdecken, wie tief die politische Einflussnahme reiche – bis hin zu angeblichem Medieneinfluss durch Inserate oder SLAPP-Klagen.

Auch zur abgelehnten Regierungskoalition mit der FPÖ äußerte sich Hafenecker: Die ÖVP habe bewusst mit überzogenen Forderungen eine Zusammenarbeit torpediert, um ihre Macht im Innenministerium zu sichern.

Der Untersuchungszeitraum umfasst die schwarz-grüne Regierungszeit seit dem 7. Jänner 2020. Hafenecker forderte Bundeskanzler Stocker auf, persönlich zur Sondersitzung zu erscheinen – andernfalls sei er ein „logischer erster Gast“ im U-Ausschuss.