
Frieden? Erst 2026! Geheimdokument rät Putin zu harter Linie gegen die Ukraine
Keine Zugeständnisse, Ukraine-Regierung soll fallen: Ein geleaktes Papier zeigt Russlands mögliche Verhandlungsstrategie. Es rät dem Kreml zu Maximalforderungen: Der Krieg soll bis mindestens 2026 dauern, die ukrainische Regierung „vollständig demontiert“ werden, ein Waffenstillstand sei nicht im russischen Interesse.

Ein durchgesickertes Dokument eines Moskauer Think Tanks gibt Einblick in mögliche russische Verhandlungsstrategien zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. Die Autoren werden dem Umfeld des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB zugerechnet. Das im Februar 2025 verfasste Papier empfiehlt dem Kreml eine harte Linie, um die Verhandlungsposition der USA zu schwächen, maximale Forderungen durchzusetzen und den Krieg bis mindestens 2026 hinauszuzögern.
Die Geheimakte wurde von einem europäischen Geheimdienst beschafft. Die Washington Post hat sie gesichtet und berichtet über den brisanten Inhalt.

Territoriale Forderungen: Russland soll keine Gebiete aufgeben
Das Dokument fordert, dass Russland keinerlei Gebiete aufgibt, sondern auf eine offizielle Anerkennung seiner Herrschaft über die besetzten Regionen besteht. Zudem solle im Nordosten der Ukraine eine Pufferzone und im Süden eine entmilitarisierte Zone eingerichtet werden. Dadurch würde die Ukraine weiter geschwächt und von strategisch wichtigen Regionen abgeschnitten.

Ukraine-Regierung soll „vollständig zerschlagen“ werden
Noch drastischer sind die politischen Forderungen: Das Dokument lehnt jeden Kompromiss mit der Ukraine ab. Weder ein Verzicht auf die NATO noch prorussische Parteien bei Wahlen seien ausreichend. Vielmehr müsse die gesamte ukrainische Regierung „vollständig demontiert“ werden, da sie von innen heraus nicht reformierbar sei. Ohne diesen Schritt, so das Papier, sei ein erneuter Krieg unvermeidlich.

Rohstoffe für USA als Druckmittel
Um Washington unter Druck zu setzen, empfiehlt das Dokument, gezielt Spannungen zwischen den USA, China und der EU zu schüren. Gleichzeitig solle Russland den USA Zugang zu wertvollen Rohstoffen anbieten – darunter seltene Erden aus dem besetzten Donbas. Dieser Hebel könne genutzt werden, um Zugeständnisse von Washington zu erhalten.
Zunächst sollte sich Russland auf die Normalisierung der Beziehungen zu den USA konzentrieren, heißt es weiter. Zu diesem Zweck solle die volle diplomatische Personalstärke in den Botschaften beider Länder wiederhergestellt werden. Überdies könnte die Zusage, keine Mittelstreckenraketen in Weißrussland (Belarus) zu stationieren, als Verhandlungsmasse dienen – jedoch nur, wenn die USA im Gegenzug auf neue Raketensysteme in Europa verzichten.

Keine Friedensmissionen, kein Waffenstillstand
Das Dokument spricht sich klar gegen eine internationale Friedensmission in der Ukraine aus, an der sich europäische Truppen beteiligen könnten. Ein solches Kontingent stehe unter starkem westlichen Einfluss und sei „absolut unnötig“. Auch eine fortgesetzte Waffenhilfe für Kiew nach einem Friedensschluss sei ebenfalls „völlig inakzeptabel“. Zudem solle die Ukraine nach dem Krieg nicht mehr über eine Armee in der aktuellen Größenordnung verfügen.

Sanktionserleichterungen für Russland kein Anreiz
Moskau solle sich nicht auf Verhandlungen über eine teilweise Aufhebung der Sanktionen einlassen. Laut dem Dokument hätten die Wirtschaftsbeschränkungen weniger Schaden angerichtet als erwartet, weshalb sie kein wirksames Druckmittel des Westens seien. Eine Lockerung der Sanktionen sollte daher nicht als Anreiz für Zugeständnisse betrachtet werden.
Kreml distanziert sich – doch es gibt Parallelen zur Realität
Der Kreml reagierte umgehend auf die Veröffentlichung des Dokuments. Präsidentensprecher Dmitrij Peskow erklärte, die Regierung sei „über solche Empfehlungen nicht informiert“ und bezeichnete sie als „extrem widersprüchlich“. Man arbeite an „besser durchdachten Optionen“.
Beobachter weisen jedoch darauf hin, dass einige Vorschläge bereits mit der offiziellen russischen Linie übereinstimmen. So hatte Russland zuletzt mehrfach betont, dass ein schneller Frieden nicht in seinem Interesse liege. Auch die Idee, US-Firmen Zugang zu russischen Rohstoffen zu gewähren, wurde von Wladimir Putin selbst öffentlich ins Spiel gebracht.
Kommentare