China verfolgt seine geopolitischen Ziele längst nicht mehr nur mit Wirtschaft und Militär – sondern zunehmend über den Klimaschutz. Offizielle Berichte der US-Regierung warnen vor einem „gesamtstaatlichen Ansatz zur Gestaltung des Informationsumfelds“, mit dem Peking gezielt Propaganda, Wissenschaft und Umweltorganisationen einspannt, um die Entscheidungsfähigkeit westlicher Staaten zu beeinflussen.

Auch eine Recherche der „Welt“ deckt auf, wie weit diese Einflussnahme reicht. Teile der westlichen Klimabewegung werden damit unbewusst zu Werkzeugen chinesischer Interessen.

Kundgebung am Klima-Aktionstag von „Fridays For Future“ vor dem Parlament in Wien: Der Westen achtet aufs Klima, und China achtet auf den Westen. APA/GEORG HOCHMUTH

Fast 500 Millionen Dollar chinesischer Gelder für westliche Umweltverbände

Im Mittelpunkt steht die Energy Foundation China (EFC), eine Stiftung mit Sitz in San Francisco, offiziell dem Klimaschutz verpflichtet. Laut Dokumenten, die im US-Senat diskutiert wurden, flossen allein im Jahr 2023 mehr als 497 Millionen Dollar an 14 führende US-Umweltorganisationen – alle mit politischem Einfluss auf die amerikanische Klimagesetzgebung.

Diese Gruppen fordern strengere Klimagesetze – Maßnahmen, die gleichzeitig die Nachfrage nach chinesischer Technologie und Rohstoffen massiv steigern. Unter den Begünstigten: Nicholas Stern, Autor des berüchtigten Stern-Reports, und die London School of Economics, die großzügige chinesische Förderungen offen ausweist.

Gezielte Propaganda und psychologische Kriegsführung

Laut einem Jahresbericht des Pentagon operiert die Volksrepublik China längst mit psychologischer Kriegsführung: Propaganda, Desinformation und juristische Einflussnahme sollen die Entscheidungsprozesse westlicher Regierungen stören. Dem US-Verteidigungsministerium folge handelt es sich um einen „gesamtstaatlichen Ansatz“, bei dem Medien, Diplomatie, Wirtschaft und Justiz strategisch koordiniert werden.

Bereits 2022 enthüllte Google: Chinesische Akteure betreiben eine Online-Kampagne zur Unterstützung von Umweltprotesten gegen eine Seltene-Erden-Mine in Texas – mutmaßlich, um US-Förderprojekte zu sabotieren, während China seine Dominanz bei kritischen Rohstoffen weiter ausbaut.

Proteste gegen die „Klimakrise“ auch vor dem Reichstag in Berlin – damit die Welt nicht zugrunde geht. Doch womöglich geht vorher der Westen zugrunde.APA/AFP/John MACDOUGALL

„Grüne Diplomatie“ als Trojanisches Pferd

US-Behörden wie das Außenministerium, das Pentagon und die US-China-Wirtschaftskommission beschreiben in mehreren Dokumenten eine Strategie, bei der China Klimapolitik als geopolitisches Werkzeug nutzt. Unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit baut Peking Abhängigkeiten durch grüne Lieferketten auf.

Die sogenannte „Grüne Seidenstraße“ wird in Washington als Trojanisches Pferd gesehen – sie verbindet Umweltprojekte mit politischer Einflussnahme in Afrika, Asien und Europa. Dank seiner Dominanz bei Solarzellen, Batterien und seltenen Erden kann China technische Standards diktieren und wirtschaftlichen Druck ausüben. Ein Beispiel: Der Exportstopp für Graphit im Jahr 2023 – ein Signal, das Washington als politische Warnung versteht.

Wissenschaft und NGOs im Einflussnetz

Das Gremium China Council for International Cooperation on Environment and Development (CCICED) ist ein zentraler Hebel für chinesische Soft Power, berichtet die Welt. Offiziell fördert es internationale Umweltzusammenarbeit, tatsächlich wird es laut der Jamestown Foundation von Partei­kadern in Peking gesteuert. Im Rat sitzen prominente westliche Vertreter wie Laurence Tubiana (European Climate Foundation) und Kirsten Schuijt (WWF). So kann China westliche Eliten symbolisch einbinden und narrative Kontrolle ausüben.

Auch Deutschland spielt dabei mit: Beim jährlichen Klima- und Transformationsdialog ist Berlin Partner und Geldgeber des CCICED. Chinas früherer Klimabeauftragter Xie Zhenhua drängte in Brüssel zuletzt auf noch schärfere EU-Klimaziele – Maßnahmen, die wiederum Chinas Industrie stärken.

NATO warnt vor „systematischer Narrativsteuerung“

Das Strategic Communication Centre of Excellence der NATO warnt in der Zwischenzeit vor einer „systematischen Steuerung von Erzählungen“ durch Peking. China nutze „geliehene Plattformen“, also westliche Medien und NGOs, um Schuldnarrative zu verstärken und den Westen moralisch unter Druck zu setzen. Klimaschutz werde so mit geoökonomischen Interessen verknüpft – ein Muster, das laut NATO „die Widerstandsfähigkeit liberaler Demokratien“ schwächt.